Keine Monsterstromtrasse durch den Landkreis Roth!

17. Juli 2019  Regional
Geschrieben von Redaktion

Auf der Mitgliederversammlung unseres Kreisverbands am 9. Juni 2019 ging es u.a. um die Pläne zu einer riesigen neuen Stromtrasse, die den nördlichen Teil des Landkreises Roth auf einer Breite von ca. 100 Metern durchschneiden soll:

Werner Emmer vom Energiebündel Schwabach-Roth und Mitglieder des Kreisvorstands sprachen sich anstelle der neuen Stromtrasse (Verlauf rote Linie) für eine dezentrale, CO2-freie Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen (Wind, Sonne, Biomasse) in Bayern aus. Nach reger Diskussion wurde von der Mitgliederversammlung die folgende Resolution beschlossen:

Stellungnahme zur geplanten Stromtrasse P 53

  • Keine neue Monster-Stromtrasse durch den nördlichen Teil des Landkreises Roth!
  • Keine Zerstörung unseres Lebensraumes!
  • Keine Profite auf Kosten von Mensch und Natur!

Im Zuge des von der Bundesnetzagentur forcierten Ausbaus der „Stromautobahnen“ von Nord- nach Süddeutschland hat der Übertragungsnetzbetreiber TenneT vor kurzem seine Planungen bezüglich des Teilausbaus „P(rojekt) 53“ zwischen Raitersaich und Ludersheim (und weiter in Richtung Süden bis Altheim b. Landshut) vorgelegt. Danach ist zusätzlich zur bisherigen nördlich von Schwabach verlaufenden Stromtrasse eine weitere, um das Sechsfache leistungsstärkere Südumgehung der Stadt Schwabach vorgesehen, die u.a. die zum Landkreis Roth gehörenden Gemeinden Rohr, Kammerstein, Büchenbach, Rednitzhembach, Schwanstetten und Wendelstein tangiert.

Als Kreisverband Schwabach-Roth der Partei DIE LINKE prostestieren wir aufs Schärfste gegen die zusätzliche Hochspannungs-Stromtrasse, die nicht zu Unrecht auch als „Monstertrasse“ bezeichnet wird, und lehnen sie aus folgenden Gründen ab:

1. Die Aufrüstung der Stromspannung von 220 kV auf 380 kV und der Stromstärke von bisher max. 600 auf 3600 Ampère macht einen größeren Durchmesser der Stromkabel, größeren Abstand der Leitungen und wesentlich höhere Strommasten (statt 35 mehr als 55 Meter hoch) sowie breitere Ausleger (35 Meter breit) erforderlich. Durch den neuen Trassenkorridor ist ein gravierender Eingriff in das Landschaftsbild mit erheblicher Beeinträchtigung von Land- und Forstwirtschaft zu befürchten. An etlichen Stellen der vorgesehenen Trassenführung wird der Mindestabstand von 400 Metern zur nächsten Wohnbebauung nicht eingehalten, im Gegenteil: die Hochspannungsleitung soll z.T. direkt über Wohngebiete führen.

2. Durch die neue Stromstrasse wird die bisher weitgehend unberührte Naturlandschaft im Norden des Landkreises Roth in erheblichem Maß in Mitleidenschaft gezogen. Zusammenhängende Waldgebiete werden durch bis zu 100 m breite Schneisen zerstört, die ohnehin durch den Klimawandel erschwerte Regeneration der Pflanzen- und Baumbestände wird verzögert und der Lebensraum heimischer, besonders geschützter Tier- und Pfanzenarten wird massiv beeinträchtigt. Der Erholungswert der Landschaft im nördlichen Landkreis Roth darf nicht zu Gunsten dieses technischen Großprojekts preisgegeben werden.

3. Der massive Ausbau der Stromtrassen im Landkreis Roth soll dazu dienen, erhöhte Mengen von Strom aus Norddeutschland nach Bayern zu transportieren. Mit zwingenden Erfordernissen einer nachhaltigen Energiewende nach dem Abschalten der restlichen AKWs in Bayern kann dies jedoch nicht begründet werden, denn zum Einen werden die geplanten Nord-Süd-Trassen nicht nur Strom aus Windenergie an Nord- und Ostsee, sondern überwiegend klimaschädlichen Braunkohlestrom aus der Lausitz in den Süden transportieren, zum Andern ist das Potential an regionaler Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Bayern (und auch im mittelfränkischen Raum) noch keineswegs ausgeschöpft. Bisher fehlt eine klare Bedarfsprognose für die Entwicklung dezentraler und sauberer, d.h. CO2-freier Stromversorgung in Bayern. Dazu müsste dringend der weitere Ausbau von Photovoltaik, eine Lockerung der 10H-Regelung bei der Genehmigung von Windrädern und die verstärkte Entwicklung von Speichermöglichkeiten in Angriff genommen werden. Dies ist in jedem Fall eine sinnvolle Alternative zumTransport von klimaschädlichem Kohlestrom aus dem Norden Deutschlands nach Bayern, mit dem die Großkonzerne Profite machen.

Aus den genannten Gründen weisen wir als Kreisverband der Partei DIE LINKE die Planung des Netzbetreibers TenneT bzgl. Stromtrassenführung durch den Landkreis Roth zurück. Zugleich unterstützen wir die Bildung von Bürgerinitiativen in den betroffenen Gemeinden, denn nur durch massiven Widerstand der Bevölkerung kann die Realisierung der Monstertrasse im Süden von Schwabach verhindert werden!

(Beschlossen auf unserer Mitgliederversammlung am 09.07.2019)

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