Das Recht auf Leben und Freiheit sowie das Streben nach Glück als Privileg einer Minderheit weißer, landbesitzender Männer, wobei Frauen, Sklaven und Ureinwohner faktisch rechtlos sind – das war der „American Dream“, der in der 30. Folge „Rosalux History“ besprochen wurde. Der Geschichtspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung widmete sich der „Geburt der USA“.
Landraub mit Gott
Nach der Ankunft Christoph Columbus’ 1492 und der darauffolgenden Expansion europäischer Mächte auf den nord- und südamerikanischen Kontinent starben Millionen Indigener an Krankheiten und Zwangsarbeit oder wurden gewaltsam niedergeworfen. Während Spanien die Goldminen in Süd- und Mittelamerika ausbeutete, siedelten sich Brit*innen in Nordamerika, etwa dem heutigen Virginia an, wo man sich auf Tabakplantagen fokussierte. Angehörige der Puritaner*innen, einer calvinistischen Sekte, die in England verfolgt wurde, strömten ins Land und legitimierten den Landraub gegenüber der dortigen Bevölkerung mit Bibelzitaten. 1619 kam die erste Schiffsladung Sklav*innen an Land, um für den Rest ihres Lebens auf den Tabakplantagen zu arbeiten.
Sklav*innenähnliches Dienstpersonal
Nachdem schwedische und niederländische Stützpunkte ausgeschaltet wurden, entstand 1664 am Ort von „Neu Amsterdam“ die Siedlung „New York“. Florida war eine spanische Kolonie, das Gebiet um Louisiana und New Orleans sowie Quebec im Norden französisch. Entlang der Westküste befanden sich verschiedene britische Kolonien, in denen mittellose Auswanderer*innen sich oftmals jahrelang als unentgeltliches Dienstpersonal verdingte, um die Schiffspassage von Europa abzugleichen. Im Süden entwickelte sich eine auf Sklaverei und Plantagenwirtschaft basierende Gesellschaft, während im Norden (Neuengland) landbesitzende Farmer lebten.
Kaum Steuern an die Krone
Bei ihrer Expansion nach Westen richteten die Siedler*innen zahlreiche Massaker an den Ureinwohnern an, weswegen sich viele Stämme während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) auf die Seite Frankreichs stellten. Zwar siegte die britische Krone gegen den Bourbonen Ludwig XV., doch war das Land danach massiv verschuldet. Da Kolonist*innen nur 1/26 der Steuerlast der Londoner Bevölkerung zahlten, wollte die britische Regierung für Steuergerechtigkeit sorgen und neue Steuern in den Kolonien einführen. Auch wurde den Siedler*innen seitens König Georgs III. untersagt, Land westlich der Appalachen illegal zu besetzen. Eine Vertretung in dem steuererlassenden Westminster Parlament lehnten die Kolonist*innen trotz anderslautender Forderungen („no taxation without representation“) ab.
Es geht um Wirtschaftsinteressen
Als die Ostindische Kompanie eine Monopolstellung auf den Teeverkauf erhielt und eine Teesteuer eingeführt wurde, protestierten die wohlhabenden Teehändler der Küstenstädte, so dass in Boston Teekisten ins Hafenbecken geworfen wurden. Daraufhin verfügte das britische Parlament ein Versammlungsverbot und die Schließung des Bostoner Hafens. Im Gegenzug trat 1774 der erste Kontinentalkongress zusammen, der den Boykott britischer Waren beschloss. Nach Zusammenstößen mit britischen Truppen trat man schließlich für die Trennung vom „Mutterland“ ein und ernannte George Washington, der durch Großgrundbesitz reich geworden war, zum Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee.
Gesetze für Wohlhabende
1776 wurde die Unabhängigkeit der Kolonien verkündet, 1778 unterstützten Frankreich und Spanien die Aufständischen, um dem Rivalen England zu schaden. Den amerikanischen Milizen standen neben britischen Truppen und königstreuen Siedler*innen auch zahlreiche indigene Stämme und Sklav*innen gegenüber, da für die beiden letzten Gruppierungen die Kolonist*innen die größere Bedrohung darstellten. 1783 besiegelte der Frieden von Paris die amerikanische Unabhängigkeit. 1787 trat der Verfassungskonvent in Philadelphia zusammen, dessen 55 Abgeordnete größtenteils Juristen, Fabrikbesitzer, Unternehmer, Schiffseigner und Großgrundbesitzer waren, die Hälfte waren Sklav*innenhalter. Zur damaligen Zeit galt George Washington etwa als der reichste Mann im Land.
Weiße, reiche Männer
Als Folge durften gemäß dem beschlossenen Zensuswahlrecht nur weiße Männer mit Landbesitz ihre Stimme abgeben, während die Interessen von Frauen, Sklaven und Männern ohne Eigentum ungehört bleiben. Lediglich in New Jersey war es besitzenden Frauen und Afroamerikanern erlaubt, zu wählen. Dies wurde jedoch 1807 mit dem Allgemeinen Wahlrecht verboten. Ein Streitpunkt zwischen Süden und Norden war die Sitzverteilung im Repräsentantenhaus. Dabei setzte der auf Sklaverei aufbauende Süden durch, dass Sklav*innen als 3/5-Menschen gerechnet wurden, wodurch er bei Abstimmungen massiv begünstigt wurde – bis 1861 kamen die meisten Präsidenten aus dem sklav*innenhaltenden Süden.
Amerikanischer Kolonialismus
Mit der Verfassung schüttelte die privilegierte Klasse der Besitzenden seine koloniale Vormundschaft ab. Die USA kolonisierten fortan ihrerseits immer größere Teile des Kontinents, so dass Mitte des 19. Jahrhunderts 33 Bundesstaaten zur Föderation zählten. Der Krieg gegen Mexiko in den 1840er Jahren führte zu erheblichen Gebietsgewinnen, die auch auf der Behauptung beruhten, man müsse sich den gesamten Kontinent Untertan machen. Dabei beendete erst der Bürgerkrieg (1861-1865) die Macht der sklav*innehaltenden Baumwollplantagen-Besitzer. Auch wenn die USA zur Zeit ihrer Gründung die fortschrittlichste Sklav*innenhaltergesellschaft ihrer Zeit waren, gab es sowohl für Sklav*innen als auch die Ureinwohner keinen „amerikanischen Traum“.
Weiterführende Links:
- RLS (21.10.2024): Die Geburt der USA – https://www.youtube.com/watch?v=mxS7rTgOmjo
- Die Linke SC-RH (6.8.2024): Die Französische Revolution – https://www.die-linke-schwabach-roth.de/geschichte/die-franzoesische-revolution/
- Die Linke SC-RH (14.6.2022): Europas Kolonien. Gewinnsucht und Ausbeutung – https://www.die-linke-schwabach-roth.de/geschichte/europas-kolonien-gewinnsucht-und-ausbeutung/