Grace Blakeley: Freiheit aus dem Geist des Sozialismus

04. Juni 2025  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Die britische Autorin Grace Blakeley, 2018 (Kevin Walsh, CC BY 2.0)

Eine solidarische Bewegung von unten, die sich neoliberalen Machtinteressen widersetzt, ist eine Chance für echte Freiheit. Grace Blakeley stellte ihr Buch „ Die Geburt der Freiheit aus dem Geist des Sozialismus“ in der Veranstaltung „Linksbündig“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor.

Demokratie und Klassengesellschaft

Mit ihrem Buch wolle sie die marxistische Kritik am Kapitalismus wieder aufgreifen, erklärte die Autorin. „Der Großteil der Menschen ist nicht der Meinung, dass unser Wirtschaftssystem oder unsere Demokratie funktionieren“, beschrieb sie die aktuelle Situation. Denn es herrsche eine hierarchische Beziehung zwischen den Wenigen, denen alles gehöre, und der Mehrheit der Menschen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssten. Dieses Verhältnis schlage sich auch in der Politik nieder, erläuterte die Wirtschaftswissenschaftlerin.

Angst und Wut

Die Menschen hätten das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben. „Einkommen und der Arbeitsplatz scheinen fragil geworden zu sein“, beschrieb sie die vorherrschende Wahrnehmung. Diese Ohnmacht, nichts gegen diese Umstände tun zu können, führe mitunter zu Verzweiflung – etwa bei jungen Menschen mit Blick auf die Klimakrise. „Die Rechten reagieren darauf mit Wut“, zeigte Blakeley ein weiteres Verhaltensmuster auf. Beispiele dafür seien die Brexit-Kampagne in Großbritannien und die ‚Make America Great Again‘-Bewegung von Donald Trump gewesen.

Der einsame Mensch

So solle stellvertretend für sie eine starke Person das System stürzen, um ihnen das Gefühl von Handlungsfähigkeit zurückzugeben. Auch der Faschismus habe mit seinen Massenveranstaltungen dafür gesorgt, dass der Einzelnen im großen Ganzen aufgehe und sich so stark fühle. „Die Extreme Rechte nutzt diese Macht, um Schwächere zu bekämpfen“, schlug sie einen Bogen zur Gegenwart. Der Neoliberalismus habe eine Gesellschaft von isolierten Individuen geschaffen. „Margaret Thatchers erstes Ziel war es, die Arbeiter*innenbewegung zu zerschlagen, da sie die größte kollektive Macht in der britischen Wirtschaft war“, erklärte Blakeley. Dem hätte sie wettbewerbsorientierte Märkte entgegengesetzt.

Wirtschaft und Politik

Die Macht der Konzerne werde hingegen geschützt und verschmelze mit der politischen Macht. So hätten etwa schon lange vor Elon Musk Führungspersonen von Boeing leitende Funktionen im amerikanischen Staat übernommen, so dass das Luftfahrtunternehmen zahlreiche Steuererleichterungen und Subventionen erhielt. „Im ersten Kabinett von Donald Trump wurde Rex Tillerson, der ehemalige CEO von Exxon Mobile, Außenminister“, erinnerte sie an die Verflechtung von Wirtschaft und Politik. Einfache Menschen müssten gegeneinander konkurrieren, um zu überleben – sei es in der Arbeit oder auf dem Wohnungsmarkt.

Dezentral und demokratisch

„Der kapitalistische Staat wird nicht einfach das tun, was wir uns wünschen“, stellte sie klar. Schon Karl Marx habe den Staat als ein Komitee zur Verwaltung der Angelegenheit der Bourgeoisie bezeichnet. Blakeley sieht den heutigen Kapitalismus von Monopolkonzernen geprägt, die die Weltwirtschaft beherrschten. Um dem etwas entgegenzusetzen, müssten sich alle anderen zusammenschließen und gemeinsam planen, forderte sie. „Das System kann dezentral, demokratisch und sozial organisiert werden“, lautete ihre Botschaft. Ein Beispiel sei der „Lucas Plan“, den die Belegschaft des britischen Flugzeugunternehmers Lucas Aeroplane 1976 entworfen hatte. Statt der Entlassung tausender Mitarbeiter*innen setzten sie auf die Produktion sozial nützlicher Güter wie Wärmepumpen, Hybridfahrzeuge oder Windturbinen.

Gegenmacht von unten

In Argentinien sei es zu einer ganzen Reihe von Betriebsbesetzungen gekommen, bei denen man sich ebenfalls an den planerischen Kompetenzen der Lucas-Belegschaft orientiert hätte. „In Serbien protestieren Studierende gegen die korrupte Regierung von Aleksandar Vučić und bringen hunderttausende Menschen auf die Straße“, nannte sie ein weiteres Beispiel von Selbstermächtigung von unten. Die britische Umweltbewegung Green New Deal Rising habe eine Kampagne gegen die Verlängerung von Öl- und Gaslizenzen gestartet. In New Orleans gründete sich die Organisation Southern Solidarity, um obdachlose Menschen zusammenzubringen und selbst zu ermächtigen.

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