Jacques Rancière: Das Unvernehmen

02. Oktober 2024  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung

Der Gedanke kontinuierlicher revolutionärer Prozesse um mehr Beteiligung und Mitsprache an der gesellschaftlichen Herrschaft ist Kernelement in Jacques Rancières Buch „Das Unvernehmen“. Die 41. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit dem französischen Philosophen.

„Das Kapital lesen“

Jacques Rancière wurde 1940 in Algier geboren. Nach dem Tod seines Vater ging die Mutter mit den Kindern nach Paris, wo er studierte. Zusammen mit Louis Althusserl gab er das Buch „Das Kapital lesen“ heraus. Rancière zufolge kommt der Philosophie die besondere Rolle zu, die Ideologie zugunsten der Wissenschaft zu bekämpfen. 1969 wurde er Professor.

Autoritäten unterwandern

Rancière war einige Zeit in der proletarischen Linken aktiv, die sich an Mao orientierte. Auch beschäftigte er sich mit Arbeiter*innen-Literatur zwischen 1830 und 1848, um so ein besseres Gespür für die marxistischen Texte zu bekommen. 1959 schrieb er das Buch „“Das Unvernehmen. Er sieht Revolution als den Moment, in dem eine Situation des aktuell Denkbaren aufgegeben und durch etwas Neues ersetzt wird. Um solch einen Zustand zu erreichen, müssten jedoch die Autoritätsbeziehungen und Repräsentationssysteme unterwandert werden.

Herrschaft grenzt aus

Seiner Ansicht sollten Güter, die zum Leben notwendig sind, weitgehendst im Eigentum der Gesellschaft sein und im Interesse der Allgemeinheit verwendet werden. Herrschaft bedeutet Rancière gemäß die Aufteilung der Welt, so dass allem ein festgefügter Platz zugewiesen wird. Dieses System muss von denen, die dabei nicht zu Wort kommen aufgebrochen werden. Mit diesem verändernden Akt stehen sie für eine neue Welt.

Die ständige Revolution

Die bestehende Ordnung, die jedem seine festgelegte Position und Rolle zuweist, nennt er Polizei. Politik und Demokratie stellten jedoch dieses System in Frage und stören das System. Allerdings schließt auch die neue Ordnung ihrerseits bestimmte Gruppen aus und führt deshalb zu neuen revolutionären Veränderungen. Denn auch wenn ein demokratischer Zustand mit Vergesellschaftung lebenswichtiger Bereich und Assoziationen der Beteiligten geschaffen wurde, könne es weiterhin Menschen geben, die keinen Anteil daran haben und somit ausgeschlossen sind.

Keine automatische Problemlösung

Wie solche Ausschlüsse in einer revolutionären Gesellschaft aussehen könnten, benennt Rancière jedoch nicht. Doch wendet er sich mit dieser Vorstellung gegen die orthodoxe marxistische Vorstellung, nach der mit der Erreichung des Sozialismus (beziehungsweise Kommunismus) alle gesellschaftlichen Probleme automatisch überwunden sein.

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