Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht

01. April 2025  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Simone de Beauvoir (Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Eine gegenseitige Umarmung im demokratischen Sozialismus statt die Unterdrückung der Frau durch den Mann wünschte sich Simone de Beauvoir in ihrem Buch „Das andere Geschlecht“. Die 47. Folge des Theorie-Podcasts beschäftigt sich mit der feministischen Philosophin.

Eine offene Beziehung

Simone de Beauvoir wurde 1908 in einer wohlhabenden Pariser Familie geboren, die ihr Geld jedoch in russische Aktien investiert hatte. Dies führte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges dazu, dass sie so sehr verarmte, so dass nicht einmal mehr Dienstpersonal unterhalten werden konnte. Beauvoir bestand die Philosophie-Prüfung an der Sorbonne als Zweitbeste – hinter Jean-Paul Satre. Mit ihm ging sie 1929 eine Beziehung ein, die jedoch offen für andere Begegnungen war. Auch deshalb erfolgte 1943 die Entfernung aus dem Schuldienst.

Manifest der Frauenbewegung

1947 bereiste sie die USA und veröffentlichte zwei Jahre später das Buch „Das andere Geschlecht“. Anfangs wurde es als „pornografisch“ kritisiert, weil es weibliche Sexualität und Körpererfahrung thematisierte. Die Frauenbewegung sah in ihm ein Manifest für eine neue Welt. Denn seit den 1920er Jahren hatte sich viel getan. Frauen durften studieren, erhielten das Wahlrecht und wurden berufstätig – auch wenn es ihnen erst 1965 gestattet wurde, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen. Das Buch setzt sich mit den männlichen Mythen über Frauen auseinander. Es vertritt die Ansicht, dass es das männliche und weibliche Geschlecht gemäß dem Motto: „Frauen werden nicht als Frauen geboren, sie werden dazu gemacht“ so nicht gäbe.

Diskriminierung der Frauen

Denn Menschen hätten immer die Entscheidungsfreiheit, vorgegebene Grundlagenbedingungen zu nutzen – oder eben nicht. Die Bevormundung der Frauen durch Männer vergleicht Beauvoir mit Rassismus, Antisemitismus und Klasse, sieht jedoch gegenüber Frauen eine Diskriminierungsform mit einem gänzlich anderen Charakter. Da Frauen sich in allen sozialen Klassen befinden, können sie nicht unverzüglich eine Kollektiv-Identität bilden, um mit einer gemeinsamen Strategie für ihre Freiheit zu kämpfen.

Ungleiche Gesellschaft

Aufgrund ihrer Erziehung können Jungen mit Attributen wie „Gestaltung“, „Macht“ oder „Kraft“ aus sich heraustreten und andere in eine Situation der Unterlegenheit bringen. Frauen sind stattdessen angehalten, sich selbst zur Beute zu machen. Beauvoir sieht beide Geschlechter zwar als gleich an, allerdings stellt sie fest, dass die Gesellschaft das männliche Geschlecht bevorzuge und es hierarchisch über das andere stelle. Das Geschlechterverhältnis soll nicht als Kampf, sondern wie eine gegenseitige Umarmung verstanden werden. Die Frau begehrt von sich selbst aus ohne das Angewiesensein auf einen Mann und entwickelt einen lustvollen Zugang zu ihrem Körper.

Der demokratische Sozialismus

Beauvoir hält fest: „In einem demokratischen Sozialismus, in dem die Klassen, aber nicht die Individuen abgeschafft wären, behielte die Frage der Geschlechterdifferenzierung ihr ganzes Gewicht.“ Die sexuelle Beziehung der Frau zum Mann sei nicht identisch mit der des Mannes zu ihr und ihre Bindung an das Kind sei mit keiner anderen zu vergleichen.

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