Großflächige Überflutungen, Ernteausfälle und Hitzewellen mit hunderten Toten sind bereits heute Folge der Klimakatastrophe. Aktivist*innen aus Kenia und Pakistan berichteten bei der Veranstaltung „Brennende Fragen. Perspektiven der Solidarität in Zeiten der Klimakrise“, welche Auswirkungen das auf ihre Heimatländer hat. Organisiert wurde sie von Medico International und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Extreme Temperaturen
Kenia ist von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen. „Die Temperaturen nach oben und nach unten sind extrem“, schilderte Wanjira Wanjiru aus Nairobi die Situation. Lebten die Bäuer*innen früher in einer Subsistenzwirtschaft, arbeite man heutzutage mit industriellen Methoden, die den Einsatz von Kunstdünger, Pestiziden und weiterer Chemikalien vorsähen. Doch schädigten diese in starkem Maße die Umwelt. „Wir müssen zu biologischen Maßnahmen der Schädlingsbekämpfung und einer organischen Landwirtschaft zurückkehren“, forderte sie.
Menschen ertrinken
Auch die Niederschläge durch El Niño nehmen zu. So kam es Anfang 2024 zu den größten Überschwemmungen seit 40 Jahren, bei denen in Kenia mindestens 277 Menschen starben, im Nachbarland Tansania gab es 166 Tote. „Durch die Flut haben die Menschen alles verloren“, beschrieb die Mitarbeiterin des Mathare Social Justice Centers das Leben der Menschen, die nun mit existenziellen Problemen, etwa der Suche nach genügend Nahrungsmitteln, konfrontiert seien. Hatte die Corona-Pandemie zu einer großen Wirtschaftskrise geführt, waren die Folge der Überschwemmungen Hunger und Armut. „Die Bäuer*innen wissen nie, ob sie die gepflanzte Ernte wegen der Wetterextreme überhaupt einbringen können“, warnte Wanjiru.
Viele Hitzetote
„Pakistan ist eines der fünf Länder, die am schwersten vom Klimawandel betroffen sein werden“, erläuterte Zehra Khan. Denn mittlerweile komme es jährlich zu Hitzewellen und Überschwemmungen. In den vergangenen fünf Jahren seien allein 3.000 Menschen wegen der zu hohen Temperaturen gestorben. „Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken sind wegen der Hitze so schlecht, dass viele Arbeiter*innen in Krankenhäuser gebracht werden müssen“, beschrieb die Mitbegründerin der Home-Based Women Worker’s Federation die Lebensrealität der Menschen.
Ernteausfälle und Aufrüstung
2022 kam es zu starken Regenfällen, die 30 Prozent des gesamten Landes überfluteten. Das wirke sich auch auf die Nahrungsmittelsicherheit und die pakistanische Wirtschaft aus, da dadurch die Reisernte und die für die heimische Textilindustrie wichtige Baumwollproduktion massiv geschädigt werde. „Über 60 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig“, nannte Khan eine Größenordnung. Würde die Saat durch Umweltereignisse vernichtet, bedeute das für Millionen Menschen Arbeitslosigkeit. „Es gibt keinen Hochwasserschutz gegen künftige Überschwemmungen“, kritisierte sie. Stattdessen kaufe die Regierung im großen Stil Waffen ein. 2023 lagen die Rüstungsausgaben der Atommacht bei 17,9 Prozent des Haushalts.
Landflucht und Armut
„Durch die starken Regenfälle, die auch giftige Industriechemikalien ins Wasser spülen, kollabieren die Flussdeltas an der Küste“, warnte Nasir Mansoor. Da dies der Lebensraum zahlreicher Fische sei, gefährde das die Existenzen der lokalen Fischer*innen, erläuterte der Generalsekretär der National Trade Union Federation. „Ein einziger Regentag zerstört die Ernte eines halben Jahres“, ging er auf die Niederschläge von 2022 ein. Das führe dazu, dass viele Landarbeiter*innen ihre Familien nicht mehr ernähren könnten und auf Suche nach Arbeit in die Städte – etwa die 23-Millionen-Einwohner-Stadt Karatschi – zögen. Doch auch dort gäbe es nicht genügend Jobs für sie. „Die Industrieländer sagten jährlich 100 Milliarden Dollar für die Folgen des Klimawandels zu“, erinnerte er. Doch das Geld sei nicht da.
Weiterführende Links:
- Medico International (18.11.2024): Brennende Fragen. Perspektiven der Solidarität in Zeiten der Klimakrise – https://www.youtube.com/watch?v=nOcysWXpOVY
- Die Linke SC-RH (16.8.2023): Der Globale Süden braucht Gerechtigkeit – https://www.die-linke-schwabach-roth.de/global/der-globale-sueden-braucht-gerechtigkeit/
- Die Linke SC-RH (23.4.2021): Kooperation statt Kapitalismus – https://www.die-linke-schwabach-roth.de/politik/kooperation-statt-kapitalismus/