Israel: Frieden durch Militär?

14. Mai 2025  International
Geschrieben von Kreisverband

Einheiten der israelischen Fallschirmjäger-Brigade im Juni 2024 während des Kriegs gegen die Hamas in Gaza. (IDF Spokesperson’s Unit, CC BY-SA 3.0)

Die Probleme, die sich durch eine militarisierte Gesellschaft ergeben, schilderten Tali Konas und Rela Mazali bei der Vorstellung der Broschüre „Militarismus und Militarisierung in Israel“. Die Veranstaltung wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert.

Kita, Schule, Armee

„Schon im Kindergarten werden kleine Papierpanzer gebastelt und mit bunten Farben angemalt“, gab Tali Konas Einblicke in die israelische Gesellschaft. Beim Abendessen werde von den Großeltern gesagt, man müsse seinen Teller leeressen, um ein starker Soldat zu werden. Auch gäbe es zahlreiche Militärparaden, Lieder und Filme, die sich um „Krieg“ drehten. „In Israel werden Kinder erwachsen, wenn sie von der Grundschule aufs Gymnasium und dann in die Armee gehen“, schilderte die Mit-Autorin der RLS-Broschüre „Militarismus und Militarisierung in Israel“ die Situation im Land.

Militarismus schützt nicht

Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 erhoben sich nur wenige Stimmen gegen den Krieg. Stattdessen blühte der militärische Diskurs auf und wurde enorm gewalttätig. „Meine Frage ist: Handelt es sich dabei um Verteidigung?“, machte Konas ihre Position deutlich. Schließlich hatte all der bisherige Militarismus in der Gesellschaft, die hohen Militärausgaben und die zahlreichen Soldat*innen die israelischen Bürger*innen am Tag des Angriffs nicht schützen können.

Militär und Konsum

Militarismus sei die Vorbereitung einer Gesellschaft auf den Krieg, erläuterte Rela Mazali. Militarisierung hingegen der ununterbrochene Prozess, der dies erst möglich mache. Dabei würde das Leben und die psychische Gesundheit der Soldat*innen als Währung gesehen, mit der der Staat seine politischen Ziele erreichen könne. So werde jede Generation aufs Neue dazu aufgerufen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Um kritisches Denken in der Familie, bei Erzieher*innen oder Lehrkräften zu verhindern, brauche es Militarisierung. „Die Werbeindustrie nutzt das Image des ,coolen Soldaten‘, um ihre Produkte anzupreisen“, ging die Friedensaktivistin auf die kommerziellen Auswirkungen ein.

Land und Rohstoffe

„Nach anderthalb Jahren genozidaler Kriegsführung ist Israel nicht sicherer geworden“, bilanzierte Mazali. Stattdessen breite sich die Gewalt auch auf das Westjordanland aus. Darüber hinaus kämpfe die israelische Armee auch auf syrischem Boden und im Libanon. „Israel hat keine klaren Grenzen, weil sich der Staat so immer weiter ausdehnen kann“, kritisierte sie. Schon früh sei es dabei um die Kontrolle von Land und Ressourcen gegangen. „Der Kolonialismus ist immer militarisiert, weil man sich dadurch die Rohstoffe einer angestammten Bevölkerung aneignet“, hielt sie fest. Das beinhalte auch Unterdrückung bis hin zur ethnischen Säuberung. „Das ist keine Selbstverteidigung“, erklärte die Mitautorin der RLS-Broschüre.

Viele Waffen im Umlauf

„Kleinwaffen sind die Hardware der Militarisierung“, sagte sie. Denn mit ihnen könne man die Kontrolle über Bevölkerungsgruppen erhalten. So habe sich der rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, für die großflächige Bewaffnung der israelischen Bevölkerung eingesetzt. Statt die Sicherheit durch Polizei oder Armee zu gewährleisten, sollten sich die Bürger*innen nun selbst schützen. „Aus diesem großen Pool an lizenzierten Waffen, aber auch aus Armeebeständen, werden immer wieder Kleinwaffen gestohlen“, stellte Mazali die Kehrseite dieses Systems dar. Diese landeten oftmals bei kriminellen palästinensischen Gangs, so dass es in bestimmten Gebieten fast jede Nacht zu Schießereien käme.

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