Luxemburgs Gefängnisbrief

17. November 2022  Kultur
Geschrieben von Kreisverband

Evans, Kate (2018): Rosa. Die Graphic Novel über Rosa Luxemburg

Ein Gefängnisbrief von Rosa Luxemburg, dessen musikalische Vertonung sowie ihre Liebe zu russischen Literaturklassikern standen im Mittelpunkt der Veranstaltung „Rosas Brief aus dem Gefängnis“. Diese wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert.

„Ich lächle dem Leben“

Acht Minuten dauert die Vertonung eines Briefes vom November 1917, den Luxemburg an ihre Freundin Sophie Liebknecht schreibt. „Es ist die künstlerische Inszenierung zweier Kernsätze“, beschrieb der Musikwissenschaftler Reinhard Fehling sein Arrangement. Die zentralen Worte seien dabei „ Und ich lächle im Dunkeln dem Leben“ sowie „Ich glaube das Geheimnis ist nichts anderes als das Leben selbst.“

Musikalischer Freiheitskampf

Die musikalische Untermalung durch ein Streichquartett orientiere sich dabei an Beethovens Egmont-Overtüre, erläuterte der Komponist. Opus 84 ist dabei die Schauspielmusik zu Goethes Drama „Egmont“, das Graf Lamoral von Egmond als Vorbild hat. Zu Beginn des 80-jährigen Unabhängigkeitskampfes der Niederlande von Spanien wurde der niederländische Adelige mit zahlreichen weiteren hochrangigen „Rebellen“ auf Geheiß des spanischen Königs Philipps II. 1568 verhaftet und hingerichtet.

Einsam und ungebeugt

„Die Musik strahlt einerseits die Einsamkeit des niederländischen Freiheitskämpfers, aber auch seine Unbeugsamkeit aus“, erklärte Fehling seine Komposition. Ebenfalls lehne sie sich an das Werk des österreichischen Komponisten Hugo Wolf (1860-1903) an. Dieser habe Luxemburg so inspiriert, dass sie ihn in ihren Briefen sechsmal namentlich erwähnte. Ihr Freund, der Rechtsanwalt Hugo Faißt, trug ihr zu ihrem Geburtstag sogar ein Stück des Musikers vor.

Freude wie lauter Sonnenstrahlen

Lassen die Streicher Luxemburgs Situation in ihrer Gefängniszelle anfänglich als bedrückend erscheinen, fließen durch Töne von Violine und Kontrabass eine reflektierende Lampe sowie die Schritte der Wachen und Alltagsgeräusche des Gefängnislebens. Die niedergeschlagenen Stimmung wandelt sich schließlich zu positiver Emotionalität, die Luxemburgs Gedanken zu unbegreifliche Freude – wie klare Sonnenstrahlen – verwandeln. Die hinterlegten Bilder sind aus Kate Evans Graphic Novel „Rosa“ entnommen. „Mit dieser Auswahl wollte ich darstellen, dass Luxemburg auch ein Jahrhundert nach ihrer Ermordung immer noch Menschen durch ihre Gedanken inspiriert“, sagte Fehling.

Mit Klassikern zum Klassenkampf

Julia Killet, Verfasserin der Dissertation „Fiktion und Wirklichkeit“ über die Darstellung Luxemburgs in biographischer und literarischer Prosa, ging näher auf das Literaturverständnis der Revolutionärin ein. „Luxemburg liebte klassische Musik und Kunst, vor allem russische Schriftsteller wie Tolstoi und Dostojewski“, beschrieb sie deren Vorlieben. Ihre Reden seien etwa mit Zitaten dieser großen Literaten gespickt gewesen. „So wollte Luxemburg den Arbeiter*innen die klassische Kultur näherbringen – als Mittel der Gesellschaftsanalyse“, erklärte Killet. In ihrer Schrift „Kirche und Sozialismus“ (1905) vertrat sie beispielsweise die Ansicht, das Urchristentum stelle eine Form des Kommunismus dar.

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