Die Linke im Social-Media-Trend

15. Mai 2025  Partei
Geschrieben von Redaktion

Heidi Reichinnek hat online eine große Reichweite (Die Linke/Martin Heinlein CC BY 2.0)

„Leistet Widerstand“, rief Heidi Reichinnek nach der Dammbruch-Abstimmung von CDU und AfD den Menschen im Netz zu. Der „Was tun?“-Podcast analysierte den großen Online-Erfolg der Linken auf Social Media und diskutiert, was man rechten Narrativen entgegensetzen sollte.

Jung und weiblich

„Themen, die besonders gut ankommen, sind antifaschistische Themen, aber auch zu Paragraph 218, dem Schwangerschaftsabbruch“, gab Felix Schulz Einblicke in das, was der Linken online große Reichweite beschert hatte. Schulz ist für die Social-Media-Arbeit von Heidi Reichinnek verantwortlich. „Bei unserer Tiktok-Follower*innenschaft sind 80 Prozent unter 30 Jahren, die meisten davon Frauen“, führte er aus. Innerhalb der Community gäbe es eine unglaublich große Wertschätzung, lautete sein Fazit aus den Kommentarspalten der verschiedenen Plattformen. Diese gesellschaftliche Diskursverschiebung brauche es, da sich sonst das Narrativ der AfD durchsetzen würde.

Miete, Essen und Rente

Vor dem Bundestagswahlkampf hatte die Partei in über 100.000 Haustürgesprächen nach den Themen gefragt, die die Menschen beschäftigen. „Da ging es um steigende Mieten, hohe Lebensmittelpreise, Rente und Gesundheit – aber nicht um Migration“, setzte Schulz dem Agenda-Setting von AfD und Union entgegen. Denn die Linke mache Klassenpolitik für eine Klasse, die kein Geld haben, fasste er zusammen. Auf YouTube, der nach Google meistbesuchten Website der Welt, hätte man mittlerweile alle anderen Parteien reichweitenmäßig überholt.

Themen sprechen an

Facebook, Instagram und Co. kopierten mit ihren Kurzvideos hingegen Tiktok. „Je nach Video stecken da 5 Minuten oder auch 20 Stunden Arbeit dahinter“, gab Schulz einen Blick hinter die Kulissen. Die Länge der Clips bei der Linken liege bei etwa 2 Minuten und 30 Sekunden. „Wenn man eine Person mit der Sprachgeschwindigkeit von Heidi Reichinnek hat, bekommt man da auch Content von 15 Minuten untergebracht“, meinte er schmunzelnd. Der Inhalt müsse viele Leute ansprechen – je nachdem, wie die ersten reagierten, würde er dann an zehntausend oder Millionen Nutzer*innen ausgespielt werden, beschrieb er den chinesischen Algorithmus.

Eine authentische Linke

Mit den Social-Media-Beiträgen wolle man emotionale Themen in verständlicher Sprache erklären und dabei nicht langweilig sein, brachte er das Anliegen der Partei auf den Punkt. „Vieles von dem, was wir machen bewegt uns selbst – etwa, weil wir Armutserfahrungen gemacht haben“, erklärte Schulz. Reichinnek habe in der Jugendhilfe beispielsweise viel mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet. So sein man auch echt wütend, wenn Konservative ihre Anträge gegen Migration gemeinsam mit Nazis durchbekämen, sagte er im Hinblick auf Authentizität.

„Rhabarberbar“ und Mietendeckel

Doch neben Reichinnek und ihrer „Die Brandmauer sind wir“-Rede im Bundestag habe die Linke auch mit Caren Lay einen großen Online-Star. Denn die mieten- und wohnungspolitische Sprecherin der Linken habe beispielsweise „Barbaras Rhabarberbar“ mit dem Hintergrund „Mietendeckel“ gecovert und eine große Bekanntheit erzielt. Den Mitgliedern in den einzelnen Kreisverbänden empfiehlt Schulz ein normales Handy mit Schnittprogramm, Ansteckmikrophon und Ringlicht: „Legt einfach los – auch wenn es anfangs nur eine Straßenumfrage zu linken Themen ist“, rät er.

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