Die Wärmewende gestalten

18. Februar 2025  Politik
Geschrieben von Kreisverband

Mineralwolle wird als Wärmedämmung an einer Gebäudefassade angebracht. Dazu wird die Fassadenbekleidung an vertikalen Aluminiumprofilen befestigt. (Engoman23, gemeinfrei)

Die Vorteile energetischer Sanierungen für Menschen mit wenig Einkommen, aber auch der Kampf der fossilen Lobby und großer Wohnungskonzerne gegen das Gebäudeenergiegesetz waren Thema bei der Veranstaltung „Wie kann das Heizen bezahlbar und klimafreundlich werden?“ Diese wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert.

Effiziente Wärmepumpe

„Von energieeffizienten Wohnungen profitieren vor allem ärmere Einkommensgruppen, die aktuell in schlecht gedämmten Altbauten leben“, erklärte Elisabeth Staudt. Darüber hinaus werde der europäische Emissionshandel dazu führen, dass der CO2-Preis, und somit die Kosten für Öl- und Gasheizungen enorm ansteigen. „Eine Wärmepumpe benötigt nur einen Bruchteil der Energie, wie sie etwa für elektrische Heizungen oder Wasserstoffkessel aufgewendet werden müsse“, hob die Expertin der Deutschen Umwelthilfe die Vorzüge dieser Wärmegewinnung hervor.

Wärmewende ist wichtig

Der Großteil der Bestandsgebäude, die meist in den 50er Jahren oder noch früher erbaut wurden, rangierten in den schlechtesten Effizienzklassen, gab Staudt zu bedenken. „Der Gebäudesektor ist zusammen mit der Bauwirtschaft für fast 50 Prozent der CO2-Emmissionen verantwortlich“, warnte sie. Deshalb seien sowohl energetische Sanierungen wie auch die Elektrifizierung des Heizens mittels Wärmepumpen das Gebot der Stunde. Doch hätte sich gegen das unter Angela Merkel (CDU) verabschiedete und von Robert Habeck (B90/Grüne) umgesetzte Gebäudeenergiegesetz eine extreme Medienkampagne entfaltet. So hatte die Wirtschaftswoche den Klimaschutz im Gebäudesektor als die „größte Wertvernichtung seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet und die BILD-Zeitung erklärte: „Habeck führt uns in den Heizkollaps!“

Einfluss fossiler Industrie

Doch statt einer Diskussion über eine sozial gerechte Wärmewende – die Förderungen würden fast ausschließlich von wohlhabenden Haushalten in Anspruch genommen – sei es zur Aufweichung des Gesetzes für zusätzliche fossile Heizarten gekommen. „Sowohl Wohnungskonzerne als auch die Gaslobby und die restliche fossile Industrie agieren heftig gegen den Klimaschutz“, erklärte sie. Dies hätte „Die Anstalt“ in ihrer Dezemberfolge (10.12.2024, SOKO Ampel) sehr gut herausgearbeitet. „Die Investitionskosten für die energetische Sanierung mindern schließlich die Rendite für die Aktionär*innen“, brachte Staudt es auf den Punkt.

Sanierung rechnet sich

„Neubauten sind vor allem wegen der Bodenspekulation so teuer“, kritisierte Andrea Bitter die Folgen des freien Marktes. Von den zusätzlichen Kosten, etwa durch Brand- oder Schallschutzvorgaben machten Maßnahmen zur energetischen Sanierung nur einen sehr geringen Teil aus. „Die aktuelle Sanierungsquote bei Altbauten liegt bei einem Prozent“, sprach die Architektin ein weiteres Problem an. Sie trat vehement den fehlgesteuerten Ängsten mancher Eigentümer*innen entgegen, dass diese ihr Haus erst für 400.000 Euro energetisch sanieren müssten, bis sie danach eine Wärmepumpe einbauen dürften. „Man kann viele Förderungen in Anspruch nehmen, darüber hinaus hat man dann geringere Heizkosten und eine Wertsteigerung des Gebäudes“, zählte sie die Vorteile auf.

Klima ist Klassenfrage

Die Sanierung von Bestandsgebäuden führe schließlich dazu, dass keine neuen Häuser gebaut werden müssten – werden doch bei Neubauten eine große Menge an CO2 emittiert. Gleichzeitig seien die Mieten in Altbauen viel billiger als in neu errichteten Wohnungen. „Durch das energetische Sanieren im Bestand kann man sowohl das Klima schützen als auch sozialen Wohnraum erhalten“, wies sie auf die Gemeinsamkeiten der ökologischen und sozialen Fragen hin. Schließlich treffe die Klimakrise zuerst immer die Geringverdienenden.

Keine Klassenkonflikte bei BILD

„Die emotionale Kulturkampf-Rhetorik machte aus verstaubten alten Gas-Thermen in dreckigen Kellern eine Herzensangelegenheit im epischen Kampf zwischen Gut und Böse“, sprach Lasse Thiele pointiert über die Folgen der konservativen Medien-Kampagne. Dabei sei nicht die spezifische Heizart, sondern das Infragestellen von gewohnter Lebensweisen das Thema gewesen. Während die Zivilgesellschaft auf einer sachlich-wissenschaftlichen Ebene argumentierte, appellierten die Rechten an ureigenste Emotionen. So inszenierte die BILD-Zeitung die Geschichte des „großen Staates“ gegen die „kleinen Hauseigentümer*innen“. „Die Konflikte zwischen Mieter*innen und ihren Vermieter*innen wurden in keinster Weise angesprochen“, kritisierte der Politikwissenschaftler.

Dividende statt Modernisierung

Dass Mieter*innen bei energetischen Sanierungen kein Mitspracherecht hätten, bestätigte Ruth Carcassonne. So sei in ihrer Wohnung, die im Sommer 30 Grad habe, eine Wärmepumpe – die auch kühlen könnte – eine super Idee gewesen. „Ich hätte sie mit grünem Strom vom Balkonkraftwerk betreiben können“, überlegte die Aktivistin von „Soziale Wärmewende jetzt!“ Doch habe der Wohnungskonzern Vonovia zwar Unmengen an Modernisierungsankündigungen geschickt, denen jedoch keinerlei Sanierungsmaßnahmen gefolgt seien. In einer Hauptversammlung sei auch ganz klar gesagt worden, dass es darum gehe, Dividenden zu erhöhen, erinnerte sie sich. „Das ist eine Aktionär*innen- und keine Mieter*innenversammlung“, zitierte sie aus dem Treffen.

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