Mit Haustürgesprächen zum Erfolg

25. Mai 2025  Politik
Geschrieben von Kreisverband

Bild: Die Linke

Einer der Gründe für die Erfolge, die der Linken 8 Prozent und 64 Sitze im Bundestag eingebracht haben, war der Haustürwahlkampf. Im Was-tun-Podcast sprechen drei Aktivistinnen von ihren Erfahrungen, an unzähligen Türen zu klingeln und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Was beschäftigt dich?

„Morgens gibt es eine Schulung, jede*r bekommt einen Beutel mit Flyern und Türhängern, die App zur digitalen Straßenzuweisung ist auch dabei“, beschreibt Nia die Vorbereitungen zum Haustürwahlkampf. Zu zweit geht es dann in die Wohnblöcke, wobei eine Person in der untersten, die andere in der oberen Etage anfängt, an den Türen zu klingeln. „Was beschäftigt dich?“ und „Was würdest du gerne ändern?“ nennt die Studentin bei Studis gegen Rechts zwei wesentliche Fragen des Gesprächs. Oft sei die hohe Miete eines der drängendsten Probleme der Menschen. Dann werde gemeinsam überlegt, wer für die Misere verantwortlich sei und wie man das im Parlament ändern könne.

Widerstand gegen rechts

Die 19-Jährige studiert an der FU Berlin und engagierte sich wegen der immer größer werdenden Bedrohung durch die AfD bei der Initiative. So habe man zum AfD-Parteitag in Essen 2024 Aktionstrainings durchgeführt und sei mit 240 Leuten zum Gegenprotest gefahren. „Im Januar 2025 sind 1.400 Menschen aus Berlin zur Gegendemo nach Riesa gekommen“, erzählte sie. Für das Bündnis sei klar gewesen, dass SPD und Grüne nicht die linke Stimme im Parlament sein konnten. Deshalb habe man sich für die Wahlkampfunterstützung der Linken entschieden.

In Partei eingetreten

Tief beeindruckt war Nia, deren Familie aus der ehemaligen Sowjetunion kommt, von Haustürgesprächen mit Geflüchteten oder mit Senior*innen, die mit 72 Jahren immer noch arbeiteten, weil sie sonst ihre Miete nicht zahlen könnten. „Diese Erfahrung verändert einen“, sagte die Studentin. Deshalb habe sie sich noch während des Haustürwahlkampfes, den sie unter anderem für Sören Pellmann in Leipzig führte, entschieden, in die Partei Die Linke einzutreten.

SPD und Grüne enttäuschen

„Durch die Haustürgespräche konnten wir sehr viele Menschen erreichen, die sich schon seit Jahren von der Politik nicht mehr wahrgenommen fühlen“, blickte Viviane vom Sozialistisch-Demokratischen Studierendenbund SDS auf ihre Zeit in Berlin-Neukölln zurück. Die Gruppe war für den Bezirk zuständig gewesen und war dort auf viel Zuspruch gestoßen. So hatten SPD und Grüne in der Regierung mit ihrer Aufrüstung bei gleichzeitigem Sozialabbau viele ihrer einstigen Wähler*innen enttäuscht. „Auch die Hetze gegen Flüchtlinge spielte eine Rolle“, erinnerte sie sich. Sie selbst sei 2014/15 in der solidarischen Flüchtlingshilfe politisiert worden.

Taktische Entscheidung

„Ich bin eigentlich gar kein so großer Fan der Linkspartei“, gesteht Anna von der Interventionistischen Linken, einer antikapitalistischen linksradikalen Organisation, die eine antifaschistische Gegenmacht aufbauen und Sozialkürzungen verhindern will. „Unsere Unterstützung im Haustürwahlkampf hatte das Ziel, linke Spielräume zu erhalten“, beschrieb sie die taktische Entscheidung zum Engagement für die Partei.

Linke schafft Beziehung

Zwar bekam man an einigen Türen rassistische Argumente zu hören, bei Nachfrage entpuppten sich diese jedoch als Probleme mit der Miete oder dem Arbeitsplatz und hatten gar nichts mit Migration zu tun, schilderte Anna ihre Begegnungen. „In Neukölln haben wir 17 Prozent zusätzlicher Stimmen gewonnen“, kam sie auf den Erfolg der Strategie zu sprechen. Denn mit der Frage „Was willst du verändern?“ kann es gelingen, eine Beziehung zu den Menschen zu schaffen, denen sonst niemand zuhört.

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