Reichtum umverteilen!

04. Mai 2025  Politik
Geschrieben von Kreisverband

2016 stellte Die Linke mit Christoph Butterwegge ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vor (Copyright: Uwe Steinert, CC BY 2.0).

Über 14 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut betroffen, während sich der Reichtum auf die obersten 10 Prozent konzentriert. Christoph Butterwegge sprach bei der Stiftung Demokratie Saarland über eine „Umverteilung des Reichtums“.

Republik der Eiseskälte

Hartz IV habe aus Deutschland eine Republik der Eiseskälte und Entsolidarisierung gemacht, ist sich Christoph Butterwegge sicher – und die Union unter Friedrich Merz wolle in diese Ära zurück. „Die Corona-Pandemie, die Energiepreisexplosion nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und Inflation haben die bestehende sozioökonomische Ungleichheit noch verstärkt“, beschrieb er die gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre. Viele Menschen fühlten sich nicht mehr repräsentiert und würden so anfällig für den Rechtspopulismus der AfD.

Keine Teilhabe an Gesellschaft

Der Forscher unterschied zwischen absoluter und relativer Armut. Erstere bedeute, dass Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wohnung oder Kleidung nicht gedeckt werden könnten. „Schon vor der Covid-Krise gab es 678.000 wohnungslose Menschen und 41.000 Obdachlose“, bezog Butterwegge sich auf den sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Menschen in relativer Armut hätten zwar ein Dach über dem Kopf und Essen, könnten sich aber vieles, was in unserer Gesellschaft als „normal“ gilt, nicht leisten. Das könne ein Kinobesuch oder ein Essen mit Freunden in einem Restaurant sein, für Kinder aber auch die Kirchweih oder ein Museumsbesuch.

Alleinerziehende und Armut

Relative Armut ist dann gegeben, wenn Betroffene weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen – für Alleinstehende 1.168 Euro im Monat. „Muss man von diesem Betrag in einer Großstadt noch eine Wohnung mieten, bleibt sehr wenig übrig“, gab der Professor zu bedenken. In solch einer Situation seien 16,8 Prozent der Bevölkerung, was 14,2 Millionen Menschen entspreche. Die Armut dringe immer mehr in die Mitte der Gesellschaft vor. „Wenn ein wachsender Teil von Armut betroffen ist, ist das auch eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, warnte er. Vor allem Alleinerziehende, Erwerbslose und Menschen ohne deutschen Pass seien davon betroffen.

Einkommen und Vermögen

Doch wer Armut wirksam bekämpfen wolle, müsse den Reichtum antasten, forderte Butterwege. Laut der Bundesregierung seien Menschen, die doppelt so viel wie das mittlere Einkommen verdienten, reich – also ab 3.894 Euro im Monat. Beim Vermögen liege die Schwelle bei 500.000 Euro. „Das ist schon bei Menschen der Fall, denen eine kleine Eigentumswohnung in München gehört“, setzte er die Werte in Relation. Dieter Schwarz, dem die Kaufland-Kette und sämtliche Lidl-Filialen gehörten, habe etwa ein Vermögen von 41,8 Milliarden Euro. „Der Gesellschaft fehlen diese Mittel“, setzte Butterwege den Reichtum der einen mit der Armut der anderen in Zusammenhang.

Wem gehört der Reichtum?

„Für mich ist jemand reich, wenn er oder sie nicht mehr arbeiten muss, sondern von den Erträgen leben kann“, stellte der Politologe seine eigene Definition dar. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung vereinen die reichsten 10 Prozent 67,3 Prozent des Nettovermögens in Deutschland auf sich, beim reichsten Prozent sind es 35,3 Prozent und dem reichsten Promille 20,4 Prozent. „Die fünf reichsten Familien verfügen über ein Privatvermögen von 250 Milliarden Euro, also mehr als 40 Millionen ihrer Mitbürger*innen“, verdeutlichte er die Dimensionen. Während der Reichtum sich in immer weniger Händen konzentriere, seien auf der anderen Seite immer mehr Menschen von Armut betroffen.

Kapitalismus und Ungleichheit

Schon Jean-Jacques Rousseau hatte 1753 festgestellt, dass die Ungleichheit mit dem entstand, der ein Stück Land einzäunte und erklärte: „Dies ist mein!“. Denn so entstand die bürgerliche Gesellschaft. Man hätte die Pfähle herausreißen müssen, denn: Die Früchte [gehören] allen und die Erde niemandem.“ Während demzufolge im Feudalismus des 18. Jahrhunderts der Besitz von Land über Armut und Reichtum entschied, entspann sich die Frage in der kapitalistischen Industriegesellschaft am Besitz von Produktionsmitteln, Für Butterwege ist Ungleichheit Teil jedweder marktwirtschaftlich organisierten kapitalistischen Gesellschaft. „Eine kleine Minderheit ist im Besitz von Unternehmen, Banken und Versicherungen, während die große Mehrheit nur ihre Arbeitskraft hat.“

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