Propaganda als Waffe

21. März 2025  Theorie
Geschrieben von Kreisverband

Willi Münzenberg (Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Die Befähigung zu kritischen Persönlichkeiten oder eine blinde Gefolgschaft machen für Willi Münzenberg den Unterschied von linker und rechter Propaganda aus. Die 46. Folge des Theorie-Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit dem internen Parteikritiker und seinem Buch „Propaganda als Waffe“.

Ein Zimmerwalder Linker

1889 in Erfurt geboren, verlor Münzenberg seinen Arbeitsplatz in einer Schuhfabrik aufgrund linker Agitation. 1910 fand er jedoch in Zürich eine Stelle als Apotheker-Gehilfe und schloss sich dort der sozialistischen Jugendorganisation an, in dessen Zentralkomitee er gewählt wurde. Er arbeitete als Redakteur der Zeitschrift „Die freie Jugend“ und nahm 1916 am Treffen der „Zimmerwalder Linken“ teil, wo er Bekanntschaft mit Lenin machte. Nach seiner Ausweisung aus der Schweiz schloss er sich 1918 in Berlin dem Spartakusbund an und wurde Mitbegründer der KPD. Auf Wunsch Lenins organisierte er die Internationale Arbeiter*innen-Hilfe für die Sowjetunion und gab die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung heraus.

Kritiker stalinistischer Politik

Münzenberg setzte sich für antikoloniale und antirassistische Organisationen ein und war bis 1933 Reichstagsabgeordneter der KPD. Nach der Machtüberlassung an Hitler und dem Reichstagsbrand floh er nach Paris und wurde 1935 in Deutschland in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Wegen seiner Einheits- und Volksfront-Politik – die der stalinistischen Sozialfaschismus-These zuwiderlief – hätte er sich vor einer Kontrollkommission in Moskau rechtfertigen müssen. Dass er dafür nicht in die Sowjetunion reiste, rettete ihn wahrscheinlich vor dem Todesurteil in einem der zahlreichen Schauprozesse. Auf Betreiben von Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck wurde er aus der KPD ausgeschlossen. Daraufhin gründete er die Partei „Freunde der sozialistischen Einheit“, um eine übergreifende Bündnisarbeit zu organisieren. 1940 fand man ihn tot mit einem Strick um den Hals. Ob er durch Suizid oder den stalinistischen Geheimdienst starb, ist bis heute ungeklärt.

Wissensvermittlung für Genoss*innen

Das Buch „Propaganda als Waffe“ erschien 1937 und analysierte die Werbung des Nationalsozialismus. Gegen diese müssen sich alle Antifaschist*innen und Demokrat*innen wenden und entsprechende Gegenkonzepte entwickeln. Aus linker Sicht soll Propaganda die Kampfbedingungen des Proletariats verbessern und durch Wissensvermittlung Genoss*innen zu eigenständig denkenden Aktivist*innen bilden. Die NS-Propaganda sei hingegen nur eine Reklame, um gefolgsambereite Anhänger*innen zu generieren. Mit dieser Strategie könne eine Handvoll Menschen ein ganzes Volk lenken, alle Jüd*innen vertreiben und versuchen, den Marxismus zu vernichten.

Überwältigung durch Masse

Dafür würden Zuhörer*innen bei Wahlkampfauftritten Hitlers überwältigt, kritische Fragen verboten und Widerspruch mit gewaltbereiten SA-Trupps begegnet. Das Ziel ist die blinde Gefolgschaft, bei der die Menschen trotz ihrer Armut glauben, wohlhabend zu sein. Das gelingt dadurch, dass sie ununterbrochen – wie in einem Trommelfeuer – Hitlers Reden ausgesetzt sind. Ein Teil dieser Strategie bildet der Volksempfänger, der Hitlers Ansprachen in jede Wohnung, oder per Lautsprecher an jeden öffentlichen Platz bringt. Ebenso erfolgt die Überwältigung durch Massenveranstaltungen mit Uniformen, Fahnen und Fackeln, bei denen die schiere Übermacht der NSDAP-Anhänger*innen inszeniert wird.

Verwirrung und Lüge

Das Ziel des Nationalsozialismus sieht Münzenberg in der kriegerischen Eroberung imperialer Lebensräume im Osten sowie der Vernichtung von Jüd*innen und des Marxismus. Die Gewalt der Sturmabteilungen werde so massiv eingesetzt, dass sie jede Auseinandersetzung gewinnen. Statt um logische Zusammenhänge und Argumente setze man auf Verwirrung, etwa in Form der „kapitalistischen Marxist*innen“ bei der Behauptung einer jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung. Heute findet solch eine Konfusion ihre Entsprechung in Alice Weidel, wenn sie den Nationalsozialisten Hitler als Kommunisten bezeichnet. „Wir lügen in so einem Ausmaß, dass niemand glaubt, dass das alles Lüge ist“, hatte Hitler die radikale Abkehr von der Wahrheit charakterisiert. Eine linke Gegenpropaganda müsse die rechte Rhetorik angreifen und den Menschen eine Perspektive eröffnen.

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