Mit Plan in die Zukunft?

28. März 2025  Wirtschaft
Geschrieben von Kreisverband

Die Sandwich-Kette Subway, der niederländische Schnellimbiss Febo sowie eine Burger King- und McDonalds-Filiale direkt nebeneinander – die Fastfood-Geschäfte stehen in gegenseitiger Konkurrenz, Amsterdam, 2011 (Wikimedia: Maurits90, CC0)

Gegenseitige Konkurrenz, Ressourcenverbrauch und Überproduktion sind die Folgeerscheinungen der freien Marktwirtschaft. Christoph Sorg sprach in der 284. Folge des Dissens-Podcasts zur „Demokratischen Planwirtschaft“ über Alternativen zum Kapitalismus.

Planung im Kapitalismus

„Die Fähigkeit zur Planung hat im Kapitalismus enorm zugenommen“, stellte Christoph Sorg fest. Denn die kapitalistische Arbeitsteilung bedeute schließlich, einzelne Produktionsschritte so aufeinander abzustimmen, dass am Ende des Fließbandes ein funktionsfähiger Ford T herauskomme. Die privatwirtschaftliche Unternehmensplanung arbeite darüber hinaus mit Marktanalysen, welche absatzfähigen Produkte mit welchem Ressourcenverbrauch hergestellt werden sollten. Doch dabei handele es sich keineswegs um einen demokratischen Akt. „Die Entscheidungen der Manager*innen sind hierarchische Vorgaben, die dazu dienen, die Profite der Stakeholder zu maximieren“, rief der Soziologe in Erinnerung. Auch stünden die Unternehmen in gegenseitiger Konkurrenz und stimmten sich bei Produktionsfragen nicht miteinander ab.

Staat und Markt

Auch könne der Staat mittels gezielter Fiskal- oder Industriepolitik in den freien Markt eingreifen. So wechselten sich in der Geschichte stets Phasen des „freien Marktes“, etwa zu Zeiten des Manchester-Kapitalismus“, mit Perioden der staatlichen Lenkung ab. Ein Beispiel ist der Keynesianismus in der Nachkriegszeit. Im Neoliberalismus hingegen dominierten wieder die „Marktkräfte“. „In den USA kam es mit dem Inflation Reduction Act [dann wieder] zu wirtschaftlichem Staatsinterventionismus im großen Stil“, bezog sich Sorg auf das 738 Milliarden Dollar schwere Investitionsprogramm von 2022. Auch der Green Deal der EU verfolge ein ähnliches Konzept.

Vergesellschaftung gegen Klimakrise

In essentiellen Lebensbereichen sei es unumgänglich, den Markt zurückzudrängen und Investitionen unter gesellschaftliche Kontrolle zu stellen, forderte er. Auch sollten sich Kooperativen, in denen betriebsinterne Wirtschaftsdemokratie praktiziert werde, mit anderen Betrieben abstimmen, um nicht in die kapitalistische Konkurrenz zu verfallen. „Um der Klimakrise entgegentreten zu können, braucht es Vergesellschaftung“, wies er auf den Gegensatz von kapitalistischem Ressourcenverbrauch und Umwelt hin. Doch angesichts des politischen Rechtsrucks gäbe es hierfür keine Mehrheiten.

Autoritär und bürokratisch

Allerdings könnten die immer öfter auftretende Extremwetterereignisse und die von ihnen verursachten Milliardenschäden eine Zentralisierung der Wirtschaft begünstigen. So käme es möglicherweise zur von Ulrike Hermann postulierten „Kriegswirtschaft“, in der der Staat den privaten Unternehmen Ressourcen zuteilt und rationiert. Doch berge eine Zentralplanung auch stets eine autoritäre Gefahr, gab er zu bedenken. So habe man etwa in der Sowjetunion von oben Richtungsentscheidungen wie die Industrialisierung des Landes innerhalb von 10 Jahren getroffen. Ein Planungsbüro erhob daraufhin die Güter, die dafür nötig seien, während die Betriebe die benötigten Ressourcen zur Herstellung anforderten. Das hierarchisch-bürokratische Vorgehen ohne Einbindung breiter Bevölkerungsschichten, etwa dem spezifischen Fachwissen der Beschäftigten vor Ort, verschlechterte die Situation jedoch enorm.

Digitale Sowjetplanung?

Dem sowjetischen Zentralismus-Modell stellte Sorg mehrere Alternativen entgegen. So handele es sich bei „Parecom“ (Partizipative Ökonomie) um einen 1991 dezentral-libertären Ansatz nach dem Rätemodell, bei dem ein technischer Rat zwischen Arbeiter*innen und Konsument*innen vermittele. Nachdem beide Seiten ihre Vorschlage zu dem, was produziert bzw. konsumiert werden solle, eingebracht haben, könne anhand der so entwickelten Preise die Pläne noch einmal angepasst werden.

Im Cyber-Sozialismus sorgen Algorithmen für einen besseren Informationsfluss für die zentrale Planung. In- und Output würden aufeinander abgestimmt, die so ermittelten Pläne treten erst nach einer basisdemokratischen Abstimmung in Kraft.

Sozial-ökologische Kosten

Beim digitalen Sozialismus können Konsument*innen angeben, was sie in einem bestimmten Zeitraum alles verbrauchen wollen. Je nach Quantität erhalten Betriebe entsprechende Produktionspunkte, um die Güter herzustellen. Entscheiden sich die Konsument*innen für das von ihnen eingebrachte Produkt, erhalten sie einen vergünstigten Preis.

Bei der ausgehandelten Koordination und der demokratisch-iterativen Multi-Ebenen-Koordination sind einzelne Marktelemente in ein gesamtgesellschaftliches System eingebettet. Dabei sind sowohl die individuellen Bedürfnisse der Konsument*innen als auch die Preise für die Aushandlungsprozesse von Bedeutung. So sollen etwa die sozial-ökologischen Kosten schon im Vornherein in den Preis der Waren inbegriffen sein.

Arbeitszeit statt Geld

Der Common-ismus schafft den Arbeitszwang per se ab, da Tätigkeiten nicht finanziell vergütet werden. Stattdessen basiert alles auf Freiwilligkeit und kollektiver Selbstorganisation in den Betrieben, die ihrerseits in digitalem Austausch untereinander stehen.

Die Arbeitszeitrechnung sieht vor, dass Betriebe Produktionspläne für ihre Güter und Dienstleistungen erstellen und darin die Ressourcen und die Arbeitszeit benennen. Die anfallenden Kosten werden jedoch nicht in Euro, sondern in der dafür benötigten Arbeitszeit angegeben.

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