Der Geschichtspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit dem Aufstieg Hitlers. Schuld an der Machtübertragung waren demzufolge eine sich radikalisierende bürgerliche Mitte und die alten Eliten des Kaiserreichs.
DAP und NSDAP
Anfang 1919 gründete sich in München die Deutsche Arbeiterpartei (DAP), die ihre politische Ziele im Kampf gegen den Bolschewismus, die „Novemberverbrecher“ (Politiker der Weimarer Republik) sowie den Versailler Vertrag sah. Ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in NSDAP sowie ein 25-Punkte-Parteiprogramm, das z.B. die Brechung der (jüdischen) Zinsknechtschaft beinhaltete. Am 8./9. November 1923 versuchte Parteiführer Adolf Hitler zusammen mit dem Weltkriegsgeneral Erich v. Ludendorff einen militärischen Putsch, um eine gewaltsame Machtergreifung zu erreichen.
Vorbild Mussolini
Damit orientierte sich Hitler am italienischen Duce (Führer) Benito Mussolini. Dieser hatte die Fasci di combattimento (Kampfbünde) ins Leben gerufen und war im „Marsch auf Rom“ 1922 auf die italienische Hauptstadt gezogen. Daraufhin ernannte König Viktor Emanuel III. den Faschisten zum Ministerpräsident. Hitlers Versuch hingegen blieb im Feuer der bayerischen Polizei liegen, er selbst wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Dort schrieb er „Mein Kampf“, war nach 9 Monaten wieder auf freiem Fuß und strebte nun den legalen Weg über die Parlamente an, nachdem die „Ergreifung“ an der Feldherrenhalle gescheitert war.
„Extremismus der Mitte“
Die Weltwirtschaftskrise bescherte der nationalistischen Splitterpartei (1928: 2,6%) großen Zulauf unter Selbstständigen, Beamten, Studenten, Bauern oder evangelischen Christ*innen. Ebenfalls kam es zu einer Wähler*innenwanderung von DVP, DDP, Landvolk-Partei oder DNVP hin zur NSDAP. Somit ging die Republik nicht durch die extremistischen Ränder (rechts-links) zugrunde, sondern durch einen „Extremismus der Mitte“. Abstiegsängste im Zuge der Krise (Industrie-Produktion sinkt um 40%) ließ die Mittelschicht ihre Wahlkreuze bei den Faschisten machen.
Stahlhelm und Sturmabteilung
1931 kam es zur „Harzburger Front“, einem Bündnis von „Stahlhelm“, DNVP und NSDAP. Der „Stahlhelm“ war eine Organisation ehemaliger Weltkriegssoldaten, die beste Kontakte zur Reichswehr und der politischen Elite hatte. 1930 umfasste der Bund ca. 500.000 Mitglieder. Hitlers Kampftruppe, die SA (Sturmabteilung), der 1932 rund 470.000 Männer angehörten, übte währenddessen massiven Straßenterror gegen Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und Jüd*innen aus. Bekanntes Mitglied war der preußische Kronprinz Wilhelm von Hohenzollern. Ziel der exzessiven Gewalt war die Destabilisierung des Staates.
Politiker und Industrielle gegen Demokratie
Hatte Reichskanzler Brüning (Zentrum) die parlamentarische Demokratie mit seinen „Notverordnungen“ ausgehöhlt und in ein autoritäres Präsidialsystem umgebaut, folgte sein Nachfolger Franz v. Papen diesem Kurs. 1932 wurde die preußische Landesregierung entmachtet und Papen als Reichskommissar eingesetzt. Die NSDAP wurde mit 37% die stärkste Fraktion im Reichstag. Hitler erklärte dem Industrieclub Düsseldorf, er wolle Mitglieder der KPD und SPD sowie Juden aus allen führenden Positionen entfernen. Am 19. November 1932 erfolgt die „Industrielleneingabe“ von Bankiers, Großagrariern und Industriellen an Reichspräsident Hindenburg, er möge Hitler doch zum Kanzler ernennen. Viele von ihnen verlangten nach einer autoritären, unternehmerfreundlichen Politik sowie der Ausschaltung von KPD und SPD.
Faschist als Reichskanzler
Dem hatten die Arbeiter*innenparteien wenig entgegenzusetzen. Die Totalitarismustheorie der SPD sah in der KPD ein genauso großes Übel wie im Faschismus, während der stalinistische „Sozialfaschismus“ der KPD die SPD sogar als größere Gefahr als Mussolini oder Hitler darstellte. Eine „Einheitsfront“, wie von Sozialistischer Arbeiter Partei (z.B. Willy Brand) oder der Kommunistischen Partei-Opposition (z.B. Heinrich Brandler) gefordert, kam nie zustande. Einig war sich hingegen die alte Elite des Kaiserreichs, die immer noch in Militär, Justiz und Verwaltung saß. Am 30. Januar 1933 ernannte der Monarchist und Weltkriegsgeneral Paul v. Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Wenige Wochen später stimmten die bürgerlichen Parteien dem „Ermächtigungsgesetz“ zu. Die Regierung durfte nun Gesetze ohne Zustimmung des Parlaments erlassen, auch wenn diese gegen die Verfassung verstießen. Alte Elite und Bürgertum hatten der Diktatur den Weg bereitet.
Weiterführende Links:
- Rosalux History, Folge 14: Der 30. Januar 1933 – https://www.rosalux.de/rosalux-history
- Scharenberg, Albert (2020): Bürger für Hitler – https://www.rosalux.de/publikation/id/41555