Die Männer mit dem rosa Winkel

01. Juli 2021  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

Mit dem Rosa Winkel wurden Gefangene in Konzentrationslagern gekennzeichnet, die wegen ihrer Homosexualität verhaftet wurden (Quelle: Wikipedia)

Über die „vergessenen“ Häftlinge und ihren Überlebenskampf in den Konzentrationslagern informierte Prof. Hans Simon-Pelanda im Vortrag „Schwules Leiden im KZ Flossenbürg“. Die Veranstaltung entstand in Kooperation mit dem Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V.

Verhaftung Homosexueller

Neben politischen Gegnern und Diskriminierung jüdischer Mitbürger rückte 1933 eine weitere Gruppe in den Fokus der Nationalsozialisten, die heute kaum mehr im öffentlichen Bewusstsein sind: Homosexuelle Männer. Nach der Machtübergabe an die NSDAP kam es schon schnell zum Verbot homosexueller Lokale. 1934 folgten im Zuge der „Röhm-Affäre“ (Ermordung des homosexuellen SA-Stabschef Ernst Röhm und ca. 90 weiterer Personen) großangelegte Razzien im Schwulen-Milieu.

Konzentrationslager wegen Sexualität

1935 kam es neben der Verabschiedung des „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ auch zur Verschärfung des Paragraphen 175. Galt in der Weimarer Republik eine Geldstrafe für sexuelle Handlungen zwischen Männern, forderte die NS-Gesetzgebung das Zuchthaus. Als Folge legte die Polizei umfassende Karteien von homosexuellen „Straftätern“ an. Während die Kriminalpolizei Vorbeugehaft verhängte, lautete das Urteil der Gestapo Schutzhaft – Inhaftierung im Konzentrationslager.

Bücher und Bilder

Neben Sachsenhausen war Flossenbürg eines der Lager, in dem „die Männer mit dem rosa Winkel“ eingeliefert wurden. Der inhaftierte Josef Kohout hatte seine Leidensgeschichte unter diesem Titel erzählt. Sein Bericht erschien 1971 unter dem Pseudonym Heinz Heger.

Der Künstler Hugo Walleitner gehörte dem Maler-Kommando Flossenbürg an und überlebte nur, da er Stillleben, Kriegsbilder und Glückwünschkarten für die SS-Mannschaften zeichnete. Seine Erlebnisse schrieb er in dem Buch „Zebra. Ein Tatsachenbericht aus dem Konzentrationslager Flossenbürg“ nieder.

Gedichte und Lieder

Der aus Lothringen stammende Albert Christl engagierte sich schon frühzeitig gegen den Nationalsozialismus. Nach der Entlassung aus dem Schuldienst und der Einlieferung nach Flossenbürg schrieb er dort Gedichte und Lieder über das Leben im Lager. Da er wegen seiner Homosexualität auch in der Bundesrepublik nicht mehr Fuß fassen konnte, nahm er sich 1977 das Leben.

Homophobie in der Bundesrepublik

Die im Nachkriegsdeutschland weiter bestehende Abneigung gegen Homosexuelle musste auch der Bauhaus-Künstler Richard Grune erfahren. Seine in den Lagern entstandenen Zeichnungen zeugen von Verzweiflung, aber auch von Solidarität der Gefangenen. Als er im März 1946 in Kiel eine Ausstellung seiner Lithographien unter dem Titel „Die Ausgestoßenen“ präsentierte, wurde diese kurz nach der Eröffnung zerstört.

Kaum Entschädigung für Homosexuelle

Weder Kohout noch Grune erhielten für ihr Leid eine Entschädigung seitens der Bundesrepublik. Der von den Nationalsozialisten eingeführte Paragraph 175 a blieb bis 1969 geltendes Recht. Aufgehoben wurde der „175er“ erst 1994. Und erst 2017 einigten sich Union und SPD auf eine Rehabilitierung der durch das NS-Regime verurteilten Homosexuellen.

Weiterführende Literatur

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