Ihr Kampf in der Pariser Kommune (1871), das Eintreten für Frauenrechte und Antikolonialismus machten Louise Michel (1830-1905) in Frankreich zu einer bekannten Persönlichkeit. Florence Hervé stellt die Revolutionärin in ihrem Buch „Louise Michel oder: Die Liebe zur Revolution“ nun auch dem deutschen Publikum vor.
Revolutionäre Hilfe
In Paris sind sowohl eine Gesamtschule als auch eine Metro-Station nach der revolutionären Pädagogin benannt. Der Streetart-Künstler Banksy ließ ein Schiff, dass er der Seenotrettungs-Organisation Seawatch stiftete, nach der Chronistin der Pariser Kommune benennen. Das Eintreten für die Unterdrückten verbindet die damalige Barrikadenkämpferin mit der heutigen Flüchtlingshilfe.
Gegen das Patriarchat
Michels Augenmerk galt besonders den Frauen. „Ich habe nie begriffen, warum man die Intelligenz des einen Geschlechts zu verkrüppeln versucht“, schrieb sie mit Blick auf die Schlechterstellung von Mädchen und Frauen in ihren Lebenserinnerungen. „Die Mädchen werden in der Einfalt erzogen und absichtlich entwaffnet, damit man sie besser betrügen kann. Im Haushalt bricht die Frau unter der Last zusammen, der Mann besteht darauf, dass dies so bleibt, um sicherzugehen dass sie weder in seine Ämter noch in seine Rechte eingreift“, analysierte sie die patriarchale Herrschaft.
Gegen Kaiser und Vaterland
Von den republikanischen Großeltern geprägt, verweigerte die Lehrerin den Eid auf Kaiser Napoleon III. Nach der Ermordung eines regierungskritischen Journalisten beschloss sie, als Zeichen des Widerstandes den Rest ihres Lebens nur noch schwarze Kleidung zu tragen. Weltgeschichte schrieb sie in den 72 Tagen der Pariser Kommune, die von Karl Marx als „die schönste Revolution der Welt“ beschrieben wurde. Ziel der Kommune war die konsequente Mitsprache der Pariser Bürger*innen bei kommunalen Angelegenheiten. Eigentum wurde kollektiviert, Mieten gesenkt, Leerstände an Wohnungslose vergeben. Der 10-Stunden-Tag wurde ebenso eingeführt wie der kostenlose Schulbesuch für Mädchen und Jungen. Die Idee des nationalen Vaterlandes sollte abgeschafft werden, um durch eine solidarische Gesellschaft von Arbeiter*innen aus der ganzen Welt ersetzt zu werden.
Deportation
Die Kommune, Experimentierfeld für politische Neuerungen, wurde von Versailler Regierungstruppen schließlich blutig niedergeschlagen. In einer Maiwoche sollen bis zu 30.000 Kommunard*innen verstümmelt und ermordet worden sein. Auch Michel stand an der Seite der Todgeweihten. Doch wurde sie nicht hingerichtet, sondern nach zweijähriger Gefängnishaft in die französische Strafkolonie Neukaledonien deportiert. Sieben Jahre lang lebte sie auf der Inselgruppe nordöstlich von Australien. Sie lernte die Sprache der dort ansässigen Kanak*innen, gab ein Wörterbuch heraus und sammelte die Legenden und Erzählungen der polynesischen Stämme. Ebenso gründete sie eine Schule.
Antikolonialismus und Anarchismus
Auch blieb Michel ihrer Grundüberzeugung treu: „Wir machen die Hälfte der Menschheit aus, wir kämpfen gemeinsam mit allen Unterdrückten und wir werden unseren Anteil an der Gleichheit erhalten“, schrieb sie einst mit Bezug auf die Unterdrückung der Frauen. Als es zu einem lokalen Aufstand gegen die französische Kolonialmacht kam, unterstützte sie das Unabhängigkeitsbestreben der einheimischen Bevölkerung. Nach einer Generalamnesie kehrte sie 1880 nach Frankreich zurück und schloss sich dort dem Anarchismus an.
Weiterführende Links:
- Rosa Luxemburg Stiftung (3.11.2021): Linke Literatur im Gespräch – Buchvorstellung mit Florence Hervé. https://www.youtube.com/watch?v=oC-9VgHG64c
- Florence Hervé (2021): Louise Michel oder: Die Liebe zur Revolution. https://dietzberlin.de/produkt/louise-michel-oder-die-liebe-zur-revolution/
- Anarchismus.at: Louise Michel. https://anarchismus.at/anarchistische-klassiker/louise-michel