Natascha Strobl über die extreme Rechte

04. August 2022  Gesellschaft
Geschrieben von Redaktion

Natascha Strobl, 2029 (Quelle: Die Linke CC BY-SA 4.0)

Die österreichische Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl beleuchtet diese menschenfeindliche Ideologie und geht auf deren frauenfeindliche Positionen ein.

Hierarchisch und gewaltbereit

„Rechtsextremismus ist eine starre Gesellschaftsordnung, deren Anhänger an der Spitze stehen und alle anderen darunter sind“, charakterisierte die Politologin ihr Forschungsgebiet. Dabei gelte diese Hierarchie als naturgegeben und könne von Untenstehenden nicht überwunden werden. Darunter fielen Obdachlose, migrantische Gruppierungen, queere Menschen oder politische Linke. Wie mit diesen Personen verfahren werde, zeige das Oktoberfest-Attentat (1980), brennende Asylheime wie in Rostock-Lichtenhagen (1992), die Sprengstoffanschläge und Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (1999-2011) sowie zahlreiche Anschläge sog. rechter „Einzeltäter“. Das gesellschaftliche Versprechen von Ordnung wird mit äußerster Gewalt durchgesetzt.

Influencer und Parlamentarier

Neben der gewaltaffinen Neonazi-Szene habe sich auch eine intellektuelle extreme Rechte gebildet, die seit den 2000er Jahren die Diskurshoheit in der Bewegung errungen hätte. Ebenso seien rechte Influencer*innen vorhanden, die sich in den Sozialen Medien eine Fan-Basis organisierten. „Ein einträgliches Geschäftsmodell“, stellte Strobl auch die finanziellen Vorteile der Hauptakteure heraus. Im Bereich der parlamentarischen Demokratie gäbe es ältere extremistische Parteien wie die Freiheitliche Partei Österreich (FPÖ), aber auch jüngere Zusammenschlüsse wie die Alternative für Deutschland (AfD). In Polen oder Ungarn seien die politischen Grenzen zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus gerade in Bewegung.

Antifeminismus

Zu den marginalisierten Gruppen in einer rechtsextremen Gesellschaft zählten auch Frauen. „Antifeminismus ist fester Bestandteil dieser Ideologie“, verdeutlichte sie. Dies sei besonders für junge Männer attraktiv, die sich in solch einem Umfeld leicht für gewalttätige Aktionen radikalisierten. Doch beschränke sich Gewalt nicht nur auf den Bereich der extremen Rechten. „Jeden dritten Tag wird eine Frau – meist von ihrem (Ex-)Partner – umgebracht“, verwies Strobl auf die Zahlen von Femiziden in Deutschland. Gesamtgesellschaftlich gäbe es darüber hinaus auch Gewalt gegen Frauen. „Wer arbeitet unter welchen Bedingungen in der Pflege? Wer erzieht die Kinder, macht die Care-Arbeit? Wer arbeitet für welche Bezahlung in der Kita?“ stellte sie grundlegende Fragen zur sozialen und finanziellen Wertigkeit von Frauen in unserem System.

Weiterführende Links:

« zurück