Chiemgauer, Schwabach Card und Roth-Schecks

21. Februar 2021  Regional
Geschrieben von Kreisverband

Die Schwabach Card (Quelle: Stadt Schwabach/Wirtschaftsförderung/Schwabach-Card)

Was ist eine „Regionalwährung“ und ist sie für Schwabach oder Roth von Interesse? Diese Fragen stellte sich der Kreisverband Schwabach-Roth der Partei DIE LINKE auf ihrer Mitgliederversammlung im Februar.

Unterstützung der heimischen Wirtschaft

Das Ziel einer solchen Währung sei, die Bürger*innen anzuregen, bewusst in den Geschäften vor Ort einzukaufen, erklärte Armin Gläsel, Parteigenosse und Schriftführer des Regio-Mark e.V. Der Regio-Mark e.V. setzt sich seit Jahren für die Einführung einer Regionalwährung für die Stadtgebiete in Schwabach und Roth ein. Mit Hilfe der Gemeinwohlökonomie nach Christian Felber sollen so Alternativen zur neoliberalen Wirtschaftsform gefunden werden. Eine Regionalwährung dient der Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe, damit der lokale Einzelhandel und Handwerk vor Ort unterstützt werden. Großkonzerne sollen auf diese Weise jedoch nicht gefördert werden. „Es sollen gezielt ökologisch und soziale Kriterien angelegt werden“, veranschaulichte der Diplompädagoge. So sollten vor allem Betriebe teilnehmen können, die entsprechende Umweltstandards anwenden, genossenschaftlich organisiert sind und Tarif- anstatt Mindestlöhne zahlen. Die Einhaltung dieser Standards kann durch die Erstellung einer sogenannten Gemeinwohl-Bilanz nachgewiesen werden.

Regio-Geld in ganz Deutschland

Dass solch eine nur regional akzeptierte – den Euro ergänzende – Währung keine Utopie ist, veranschaulichte Gläsel mit einer langen Aufzählung. So gäbe es in Traunstein und Rosenheim den „Chiemgauer“, in Pfaffenhofen a.d. Ilm den „Hallertauer“, in Freising den „Bärling“. Bremen führte 2001 den „Roland“ ein, Koblenz verfügt über die „Regio-Card“, in Kassel bezahlt man mit „Bürgerblüten“ und in Leipzig und Dresden kann man mit dem virtuellen „Elbtaler“ einkaufen.

Der „Chiemgauer“

Wie eine Regionalwährung funktioniert, stellte Gläsel am Beispiel des „Chiemgauers“ dar. Bei dem Rosenheimer Konzept organisieren sich die Betriebe und Kundschaft in einem Verein, während die wirtschaftliche Abwicklung über eine genossenschaftliche Abrechnungsstelle erfolge. Gegen bspw. 20 Euro könne man entweder einen Gutschein oder ein elektronisches Guthaben auf einer sogenannten „Regio-Card“ im Wert von 20 „Chiemgauern“ erwerben. Beides verfalle nach sechs Monaten. In diesem Zeitraum sollte das „Geld“ in den teilnehmenden Geschäften vor Ort ausgegeben werden. Diese erhielten von dem Regionalgeld 95 Prozent, mit 3 Prozent würden soziale Projekte unterstützt, 2 Prozent gingen an die Genossenschaft. Auf reales Bargeld in Gutschein-Form wird weitestgehend verzichtet, da dieses einen ungeheuren logistischen Aufwand darstellt.

Schwabach Card und Roth-Schecks

Ein vergleichbares System gibt es auch schon in Schwabach und Roth. In Schwabach kann man etwa bei über 40 Einzelhandel-, Dienstleistungs- und Gastronomie-Betrieben einkaufen. Bei einem lokalen Einkauf erhält man Prozente gutgeschrieben, die man wiederum beim Bezahlen in einem teilnehmenden Betrieb einlösen kann.

In Roth gibt es seit 2019 die Roth-Schecks. Diese Gutscheine können ebenfalls bei über 40 regionalen Unternehmen aus Gastronomie, Handwerk oder Dienstleistung eingelöst werden. Diese kommunalen Projekte schärfen das Bewusstsein zum regionalen Einkauf ebenso wie eine mögliche, zukünftige Regionalwährung. Das gestärkte Gemeinschaftsgefühl zwischen Kundschaft und den (Familien-)Betrieben vor Ort führt zu einer persönlicheren Beziehung. Die von Marx postulierte „Entfremdung des Menschen vom Menschen“ wird somit gebrochen.

Der Kreisverband Schwabach-Roth der Partei Die Linke verabschiedete einen Antrag, in dem er eine weitere Verbreitung der Schwabach Card unterstützt. Es ist geplant, dass der Kreisverband auch die Verbreitung der Roth-Schecks weiterhin unterstützt.

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