„Die zweite Violine“ neben der ersten Geige Karl Marx beschrieb der Unternehmer Friedrich Engels das Verhältnis der beiden „Begründer“ des Kommunismus. Die dritte Folge von Rosalux History beschäftigte sich mit dem 1820 in Barmen (heute: Wuppertal) geborenen Baumwoll-Bourgeois.
Wohlhabende Familie
Aus einer elfköpfigen Familie stammend, der Vater Besitzer mehrerer Baumwoll-Spinnereien, gehörte Engels der wohlhabenden Gesellschaft an. Nach einer kaufmännischer Ausbildung und Militärdienst in Berlin, wo er Hegel und Feuerbach las, schickte ihn der Vater nach Manchester, um im Management des dortigen Betriebs Victoria Mills tätig zu sein. Statt auf Empfänge mit Champagner und Portwein ging der 21-Jährige jedoch in die Elendsviertel und sprach mit den dort lebenden Arbeiter*innen.
Die arbeitende Klasse in England
Die elenden Arbeitsbedingungen und katastrophalen Wohnverhältnisse dokumentierte er 1845 in seiner Schrift „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“. Er beschrieb, wie die Reichen Manchesters von ihren Villen zu den Büros fuhren, ohne mit dem Elend ihrer Arbeiter*innenschaft in Kontakt zu kommen: Der Kapitalismus spaltet die Gesellschaft in arm und reich. In England knüpfte Engels auch Kontakt zu den Chartist*innen, einer Bewegung, die sich für Gewerkschaften, den 10-Stunden-Tag und das Allgemeine Wahlrecht stark machte.
Bund der Kommunisten
Im Deutschen Bund ließen ihn der Schlesische Weberaufstand (1844) und weitere lokale Streiks auf eine Erhebung des Proletariats hoffen, die jedoch ausblieb. In Barmen, Brüssel und Paris gab er (u.a. mit Karl Marx) verschiedene Schriften heraus. 1847 trafen sich 30 Ortsgruppen des „Bundes der Kommunisten“ aus ganz Europa in London, deren Programm von Marx und Engels geschrieben wurde: Das Manifest der Kommunistischen Partei.
Kämpferischer Revolutionär
Die Revolution von 1848/49 erlebte Engels als Marx‘ rechte Hand bei der „Neuen Rheinischen Zeitung“, nahm an den revolutionären Kämpfen gegen preußische Truppen teil und musste schließlich nach England fliehen. Dort schrieb er journalistische Artikel über den Krimkrieg (1853-56), den Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) sowie den Deutsch-Französischen Krieg (1870-71). Durch die Gewinne seiner Baumwoll-Fabrik finanzierte er den Lebensunterhalt von Marx und seiner Familie und gab nach dessen Tod den zweiten und dritten Band des „Kapitals“ heraus. Sozialdemokraten wie August Bebel und Wilhelm Liebknecht suchten ihn nach Marx‘ Tod häufig auf, um Antworten auf politische Fragen zu erhalten. Engels starb 1895.
Marxismus: Ständiges Hinterfragen
Der von ihm mitgeprägte „Marxismus“ ist die historische Analyse von Gesellschaft und Klassenverhältnissen. Ziel ist die Aufhebung der kapitalistischen Gesellschaft. Der kritische Wissenschaftsentwurf, der sich ständig selbst hinterfragte, darf jedoch nicht zur starren Herrschaftsideologie uminterpretiert werden. Das dogmatische Handeln eines Lenins oder Stalins hatte mit dem Denken des weltoffenen Journalisten Engels, der rund 20 verschiedene Sprachen beherrschte (u.a. Arabisch, Gotisch, Friesisch), nichts gemein.
Weiterführende Links:
- Rosalux History Folge 3: Friedrich Engels – https://www.rosalux.de/mediathek/media/collection/443
- Engels, Friedrich (1845): Die Lage der arbeitenden Klasse in England – https://www.projekt-gutenberg.org/engels/dielage/titlepage.html
- Kinofilm: Der junge Karl Marx, 2017 (Trailer) – https://www.youtube.com/watch?v=JL0UtVcEUa4
- GEO Epoche (4/2008, Nr. 30): Die Industrielle Revolution – https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/13554-geo-epoche-nr-30-04-08-die-industrielle-revolution