bell hooks: „Die Bedeutung von Klasse“

17. Oktober 2022  Politik
Geschrieben von Kreisverband

Quelle: RLS

Eine Kampfschrift gegen die Konsumverführung des Kapitalismus als auch eine Ermutigungsbuch für die Schwarze Arbeiter*innenklasse ist bell hooks „Die Bedeutung von Klasse“. Diesem widmete sich die 19. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Rassismus, Kapitalismus, Patriarchat

Gloria Jean Watkins lautet der bürgerliche Name von bell hooks (1952-2021), die in eine Schwarze Arbeiter*innenfamilie hineingeboren wurde. Der Vater, Hausmeister bei der Post, führte ein patriarchales Regime, so dass er der Mutter etwa Geld vorenthielt, da dieses nicht ausgegeben werden dürfte. Dies führte dazu, dass die Frau selbst eine Teilzeitbeschäftigung aufnahm, um so die Konsumgüter für ihre Kinder bestreiten zu können. Hier wird der intersektionale Ansatz deutlich, den hooks später verfolgte: Neben weißer Vorherrschaft ist man in der Schwarzen Community auch noch von Kapitalismus und Patriarchat betroffen.

Klassismus an Hochschule

Das Times-Magazin bezeichnete hooks 2020 als Rockstar eines „public intellectual“, da sie sich bis zu ihrem Tod 2021 in über 25 Büchern mit feministischen und antirassistischen Antikapitalismus-Theorien beschäftigte. Das von der Familie vorgegebene Ziel war ein „respektabler Beruf“ als Lehrerin, den die spätere Professorin für Englische Literatur jedoch nicht einschlug. An der Universität war sie einerseits mit dem Rassismus ihrer weißen Kommiliton*innen konfrontiert, andererseits als Arbeiter*innenkind auch mit dem Klassismus, der von der Schwarzen akademischen Elite an der Hochschule ausging. Auch aus einer gewissen christlichen Grundüberzeugung formulierte sie ihre Ansicht, dass es aufgrund ihrer Abgehobenheit den Reichen kaum möglich wäre, ins Himmelreich zu gelangen.

Solidarität statt Besitzstreben

Dem gegenüber stellte sie die von Armut betroffene Community, in der man trotz des ständigen Mangels das Wenige miteinander teilt und so einen solidarischen, demokratischen Sozialismus erzeugt. Typische Tugenden der Arbeiter*innenklasse seien, auf das wenige Geld zu achten, es beisammenzuhalten, statt den Verlockungen der Werbeindustrie nachzugeben. Hierin sieht hooks eine Manipulationsstrategie, welche den geringverdienenden Schwarzen Jugendlichen vorgaukelt, durch die Chance auf das schnelle Geld zu Statussymbolen wie teurer Kleidung oder Autos zu gelangen. Solche Anreize suggerierten, dass der Aufstieg in die Upper Class jedem möglich sei, der trennende und ausgrenzende Klassencharakter quasi gar nicht existiere.

Befreiung statt Abhängigkeit

Dass ein finanziell abgesichertes Leben mit Luxusautos und Immobilien nur seltenst Schwarzen Menschen aus prekären Verhältnissen zugänglich ist, zeigt der Sachverhalt, dass sich viele des Traumbildes wegen verschulden und oftmals in Drogenabhängigkeit und Tod enden. Statt den kapitalistischen Luftschlössern nachzujagen, sollten sowohl Schwarze als auch weiße Arbeiter*innen gemeinsam für ihre Rechte kämpfen. Den Feminist*innen der bürgerlichen Mittelschicht wirft hooks in dieser Beziehung vor – vergleichbar mit Nancy Frasers „Progressivem Neoliberalismus“ – die Bedeutung der Klassenfrage für Frauen aus den Augen zu verlieren.

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