Bündnis in Roth gedenkt Opfern von Rechtsextremismus

02. Mai 2021  Regional
Geschrieben von Redaktion

Aufruf zur Gedenkveranstaltung am 08.05.2021 in Roth

Am Samstag, den 8. Mai ist auf dem Marktplatz in Roth von 14 bis 16:00 Uhr eine Gedenkveranstaltung für Opfer rechtsextremer Gewalt geplant.

Am 8. Mai 2021 jährt sich die Befreiung Deutschlands von nationalsozialistischen Regime zum 76. Mal. Vorangegangen war ein von deutschem Boden ausgehender Vernichtungskrieg. Dessen rassische Ideologie fielen in der Shoah über 6 Millionen Jüd*innen zum Opfer, 500 000 Sinti und Roma, tausende Homosexuelle oder politisch Andersdenkende. Über 45 Millionen Zivilisten oder Soldaten mussten wegen des Rassenwahns sterben.

Es hat lange gedauert, bis eine wirkliche Aufarbeitung begann. Nach dem Krieg führten Angehörige der NSDAP, SS und Gestapo ihre Karrieren in der Bundesrepublik als Bundeskanzler, Minister oder Richter fort.

Auch unsere Region war Teil der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Im Außenlager Hersbruck des Konzentrationslagers Flossenbürg starben rund 3.500 Menschen beim Stollenbau für BMW-Flugzeugmotoren [1]. In Erlangen verhungerten 1.200 Patienten in der Heil- und Pflege-Anstalt, über 900 wurden vergast [2]. Tausende Rotarmisten starben im „Russenlager Nürnberg-Langwasser“ [3]. Im ersten Konzentrationslager Bayerns, in Dachau, wurden 41.500 Menschen ermordet. In der heutigen KZ-Gedenkstätte gibt es die Initiative „Namen statt Nummern“. Dabei werden die Biographien und Schicksale einzelner Häftlinge vorgestellt, die im NS-Terrorsystem auf eine bloße Nummer reduziert wurden.

Faschistisches Gedankengut ist immer noch in vielen Köpfen. Rechtspopulistische, faschistische Parteien und Gruppierungen gewinnen immer noch an Zulauf und sind leider auch in unseren Parlamenten vertreten. Rechter Terror richtet und richtete sich gegen Menschen aller Herkunft, Religion, Politiker aller Parteien. Wer sich für Menschen in Not und Geflüchtete einsetzt, gerät schnell ins Fadenkreuz der Rechtsradikalen. Seit 1990 starben mehr als 200 Menschen durch rechten rechtsradikale und faschistische Taten, töteten radikale Islamisten 15 Menschen. Seit 1990 gab es keine Tote durch sogenannten Linksextremismus. Die Zahlen belegen, dass die Hauptbedrohung eindeutig von Rechtsradikalismus ausgeht.

Das Problem des Rechtsextremismus lässt sich nicht allein durch gesetzliche und polizeiliche Maßnahmen lösen. Wenn engagierte Frauen Morddrohungen von Polizei-Computern erhalten, Bundeswehrsoldaten Listen mit politischen Gegnern anlegen oder Spezialkräfte Munition und Sprengstoff für den Tag X horten [4], liegt das Problem tiefer. Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken und politisches Handeln auf allen Ebenen. Rechtsextremes Denken muss sowohl in Gesellschaft und Politik, Polizei und Militär bekämpft werden. Rechte Netzwerke müssen als solche benannt und es darf nicht nur von unzähligen Einzeltätern gesprochen werden.

Rechtsradikalismus, Rassismus, Feindlichkeit gegen Religionen und Faschismus muss überall geächtet und die Ursachen dafür konsequent beseitigt werden. Ein Wirtschaftssystem, das nicht mehr den Menschen dient, eine Armutsquote von knapp 16 % in Deutschland, die zunehmende soziale und finanzielle Ungleichheit, der Lobbyismus, die Profitgier einzelner Bundestagsabgeordneter – all das erzeugt Unzufriedenheit mit der jetzigen Politik und treibt Menschen in die Arme von rechten Rattenfängern.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ lautet Art. 1, Abs. 1 des Grundgesetzes. Weiterhin bekennt sich das deutsche Volk zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit der Welt (Grundgesetzartikel 1 Abs. 2). Bei einer Gedenkveranstaltung wollen wir an die Menschen, die damals in Dachau oder Hersbruck, sowie heute in Halle oder Hanau starben, erinnern und ihnen dadurch ihre Würde zurückgeben.

Daher laden wir ein, am 8. Mai den Opfern zu gedenken und vor einer neuen rechten Gefahr zu warnen. In Roth bietet sich der Marktplatz an. Am Samstag, den 8. Mai von 14 bis 16:00 Uhr gibt es die Möglichkeit, einen Kranz und Blumen niederzulegen, Kerzen anzuzünden, Gedanken auf Papier zu bringen und diese auf einer Pinnwand aufzuhängen.

Es wird Ansprachen geben von Cornelius Voigt (dieser Aufruf, Die Linke), Klaus Klemens (Angehörige von ihm wurden im KZ Auschwitz ermordet), Herrn Edelhäußer (Bürgermeister der Stadt Roth), Herrn Tänzer (DGB Kreisverband Schwabach-Roth), Yannik Pleick (Vertreter der Grünen Jugend).

Natürlich müssen in der jetzigen Pandemiesituation dringend die Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Dazu gehört das Tragen einer FFP-2-Maske, sowie das Einhalten der Sicherheitsabstände von mindestens 1,5 m. Diese Hygienemaßnahmen sind Voraussetzungen für die Teilnahme an der Veranstaltung.

Folgende Organisationen und Parteien unterstützen diesen Aufruf und laden zu der Veranstaltung ein:

Initiative gegen Rechts Schwabach
Roth ist bunt
DGB Kreisverband Schwabach-Roth
Die Grünen Roth
CSU Ortsverband Roth
Partei „die Franken“
Die Partei
SPD Roth
Die Linke. Kreisverband Schwabach-Roth

Kontakt und Organisation:

Cornelius Voigt
Neue Werkstraße 7,91154 Roth
Kreisverband Die Linke Schwabach-Roth
Cornelius.Voigt@die-linke-Schwabach-Roth.de
Telefon: 09122 – 877 4506


[1] https://www.die-linke-schwabach-roth.de/2020/10/10-fuss-hohe-leichenberge-gedenken-am-kz-hersbruck/
[2] https://www.die-linke-schwabach-roth.de/2020/11/euthanasie-in-erlangen-werner-leibbrand-und-der-kampf-um-gerechtigkeit/
[3] http://museen.nuernberg.de/fileadmin/mdsn/pdf/Dokuzentrum/Presseinfos/2019/2019_05_07_pi_reichsparteitagsgelaende_im_krieg.pdf
[4] NSU 2.0 an Rechtsanwältin Seda Başay-Yildiz, Kabarettistin Idil Nuna Baydar oder Bundestagsabgeordnete Martina Renner und Janine Wissler; Bundeswehr-Angehöriger Marco A.; KSK-Oberstabsfeldwebel (46 Jahre).

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