Roth: 8. Mai – Tag der Befreiung im Krieg

11. Mai 2022  Regional
Geschrieben von Kreisverband

Erinnern an die Soldaten der sowjetischen Teilrepubliken, die zusammen mit US-amerikanischen, britischen und französischen Truppen vor 77 Jahren den deutschen Nationalsozialismus besiegten. Betroffenheit, dass deren Nachfahren aus Russland heute den Krieg in die Ukraine tragen. Das waren Gedanken, die bei der parteiübergreifenden Gedenkveranstaltung am Rother Marktplatz zum Ausdruck gebracht wurden.

Russland tötet NS-Verfolgte

Cornelius Voigt (Die Linke) erinnerte an das Sterben der letzten Shoa-Überlebenden. „Borys Romantschenko wurde als 16-Jähriger nach Deutschland verschleppt und überlebte die Lager Buchenwald, Peenemünde, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen“, sagte der Kreisvorsitzende. Er wurde am 18. März 2022 bei einem russischen Bombenangriff getötet, der angeblich die „Entnazifizierung“ der Ukraine zum Ziel hatte. Doch gäbe es Nationalismus und Krieg nicht erst seit Putins Überfall auf die Ukraine. Einer der Wegbereiter war der Professor für Geschichte und nationalliberale Reichstagsabgeordnete Heinrich von Treitschke. Dieser schrieb 1879 in einem Artikel „Die Juden sind unser Unglück.“ Der Nürnberger Julius Streicher veröffentlichte diesen Satz auf jede Titelseite des „Stürmers“. Das antisemitische Hetzblatt hatte eine Wochenauflage von rund 700.000 Exemplaren. Diese staatlich geförderte Propaganda kostete 6 Millionen Menschen das Leben.

Deutsches Vergessen

Ursula Burkhardt (B90/Die Grünen) sprach die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsgesellschaft an. „In meiner Jugend sagte man ‚Tag der Kapitulation‘“, erläuterte die Kreisrätin die Selbstbezogenheit der Deutschen. Nicht die ermordeten Jüd*innen oder ausgebeuteten Zwangsarbeiter*innen seien im Fokus gewesen, sondern die persönlichen Alltagsprobleme. Eine erinnerungspolitische Wende kam erst 40 Jahre später mit Bundespräsident Richard von Weizäcker, der vom 8. Mai als „Tag der Befreiung“ sprach. Nicht die Niederlage der Wehrmacht sei Schuld an Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten gewesen, sondern der 30. Januar 1933. Burkhardt begrüßte das geplante Demokratieförderungsgesetz von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und erinnerte an die Petition, den 8. Mai als nationalen Feiertag zu begehen. Die 175.000 Unterschriften waren an den Präsident des Bundesrates Bodo Ramelow (Die Linke) übergeben worden.

Kriegsverbrechen und Hilfe

Der katholische Betriebsseelsorger Kurt Reichelt erläuterte, dass die Hälfte der nationalsozialistischen Opfer aus der Ukraine, Belarus, Russland oder einer der anderen sowjetischen Teilrepubliken stammten. Über 5.000 sowjetische Kriegsgefangene seien etwa in seiner Pfarrei bei Altenfurt verhungert. Viele der 12 Millionen „Fremdarbeiter“, die ins Deutsche Reich deportiert wurden, starben an Erschöpfung oder wurden erschossen. Er erinnerte auch an den Bischof von Eichstätt, Konrad von Preysing. Der entschiedene Gegner des Reichskonkordats (1933) zwischen dem Vatikan und Hitler wurde 1935 Bischof von Berlin. Er war Mitautor der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (1937) und nutze seine Position, jüdischen Mitbürgern zu helfen „Damit war Preysing eine Ausnahme in der katholischen Kirche“, stellte der Seelsorger fest.

Solidarität gegen Hass

Eine Vertreterin des Bündnisses „Roth ist bunt“ rief dazu auf, sich solidarisch rechtsnationalen Gruppen entgegenzustellen. Auch heute noch würden Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe oder Religion angegriffen, gäbe es Anschläge auf Synagogen und Moscheen. Mit Blick auf die Gedenkstätte Yad Vashem (Israel) sagte sie, die Opfer des faschistischen Völkermords – die Frauen, Kinder und Männer – seien unvergessen.

Gemeinsam gegen Propaganda

Ralph Edelhäuser (MdB, CSU) gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass Putin als Verantwortlicher für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine zur Rechenschaft gezogen werde. Gegen die russische Propaganda, die in der Ukraine lauter Nazis sähe, müssten alle demokratischen Parteien Deutschlands zusammenstehen.

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