Rosa Luxemburg: Damals und heute

30. August 2022  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

Foto von Rosa Luxemburg (RLS-Archiv, Umschlag von Brie; Schütrumpf (2021): Rosa Luxemburg. Eine revolutionäre Marxistin an den Grenzen des Marxismus)

Eine kontroverse Sichtweise auf Rosa Luxemburg, aber auch die Bedeutung politischer Bildung waren zentrale Botschaften zum 150. Geburtstag der Revolutionärin. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrheinwestfalen richtete zum Jubiläum eine Konferenz aus.

Luxemburg: In DDR und Sowjetunion verboten

Ein breites wissenschaftliches Wissen zur Forschung um Luxemburg brachte Julia Killet, Geschäftsführerin des Kurt-Eisner-Vereins, ein. „Während die KPD sie für sich reklamierte, sah Luise Kautsky (USPD) ihre Freundin Rosa als Sozialistin, aber nicht als Kommunistin“, beschrieb Killet die Diskussion, die schon kurz nach ihrer Ermordung 1919 einsetzte. Das Schimpfwort „Luxemburgismus“ wurde 1922 geprägt, als Paul Levi, Mitbegründer der KPD, aus selbiger ausgeschlossen wurde und Luxemburgs Schrift „Über die Russische Revolution“ (1918) veröffentlichte. Darin kritisierte sie die fehlende Demokratie und den politischen Terror, den Lenin in Russland ausübte. „Eine sozialistische Gesellschaft gründet sich auf Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit“, gab Killet die Forderungen Luxemburgs wieder. Lenin selbst sah sich durch diese Kritik jedoch so angegriffen, dass er die fünf großen „Irrungen“ des sogenannten Luxemburgismus diagnostizierte. Die KPD-Abgeordnete Ruth Fischer verglich in diesem Duktus Luxemburgs Gedanken etwa mit einem Syphilis-Bazillus. War „Über die Russische Revolution“ in der DDR bis 1974 verboten, durfte es in der Sowjetunion erst 1990 erscheinen.

Klassenkampf und Frauenwahlrecht

Die Historikerin Gisela Notz sah in Luxemburg eine geradlinige Sozialistin, die auch ihr Privatleben ihren politischen Überzeugungen unterordnete. Als sozialdemokratische Theoretikerin positionierte sie sich klar gegen die bürgerlichen Feministinnen ihrer Zeit. „Die begüterten Damen vertraten nicht die Interessen der bei ihnen angestellten Dienstmädchen“, stellte Notz den Klassencharakter dieser Grundhaltung dar. Gleichzeitig verfasste Luxemburg jedoch ab 1907 Artikel für die Sozialistische Fraueninternationale. „In jeder Gesellschaft ist der Grad der weiblichen Emanzipation (Freiheit) das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation“, schrieb sie anlässlich des Zweiten Sozialdemokratischen Frauentags 1912 unter Bezug auf den Frühsozialisten Charles Fourier. In „Frauenwahlrecht und Klassenkampf“ plädierte sie für das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht für Frauen. Allerdings müsse der Kampf für eine sozialistische Gesellschaft auch international – etwa in den von europäischen Großmächten besetzten Kolonien – erfolgen.

Gemeinsam kämpfen

Daniela Trochowski von der Rosa-Luxemburg-Stiftung erkannte in diesem länderübergreifenden Denken einen Ansatz, der auch für heutiges Handeln wichtig sei. „Ihre Idee der verbindenden Klassenpolitik zeigen uns, wie wir in unserer Gegenwart erfolgreiche Kämpfe führen können“, sagte sie. Ein Beispiel sei die Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“, in der die Interessen tausender (höchst unterschiedlicher) Mieter*innen gegen die Profite der Konzerne gestellt wurden. Auch im Bildungsbereich sei Luxemburgs Credo von der politischen Bildung als Selbstermächtigung der Unterprivilegierten bedeutsam für linke Bildungsträger wie die Stiftung.

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