Mo Asumang: Mit Rechten reden?

24. Oktober 2022  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Mo Asumang auf dem Empfang der hessischen Landesregierung, 2019 (Urheber: Martin Kraft CC BY-SA 4.0)

Einerseits Neonazis auf Demos entschieden entgegentreten, andererseits in persönlichen Gesprächen auf einzelne Unsichere und Zweifelnde des rechten Spektrums zuzugehen und mit ihnen in den Dialog kommen. Das war das Plädoyer von Mo Asumang bei einer Veranstaltung der Stiftung Demokratie Saarland.

Ausstieg dank Gespräch

„In Dresden traf ich mich mit Chris, einem jungen Mann, der, seit er neun Jahre alt war, Kontakt zu rechten Gruppierungen hatte“, beschrieb Asumang eine Begegnung. Man aß zusammen eine Pizza, erzählte vom eigenen Leben. „War das erste Treffen angefüllt von nationalen Worthülsen, klang er sechs Monate später viel nachdenklicher und reflektierter“, beschrieb sie den Wandlungsprozess des Jugendlichen. Infolge dessen stieg Christ aus der Szene aus. „Demnächst sind wir zum Angeln verabredet“, verriet die Filmemacherin.

Keine Diskussion mit Faschisten

Mit Rechten bei Demonstrationen zu diskutieren, sei sinnlos, da der Gruppendruck der Kameraden zu stark sei, beschrieb Asumang ihre Erfahrungen. „Wenn wir aber immer nur ‚Nazis raus‘ rufen, wird das bei den Mitläufern zu keinem Gesinnungswechsel führen“, gab sie zu bedenken. Zwar könne sie voll und ganz nachvollziehen, wenn Esther Béjarano, die das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebte, nicht mit Neonazis reden wolle. Doch sei es wichtig, die Zweifler und Unsicheren zu erreichen.

Rechte Ideologie hinterfragen

„Die Rechten haben ihre eigenen Nachrichtenportale, in denen sie ihre Meinung bestätigt bekommen“, erklärte Asumang. Von alleine kämen sie aus ihrem hasserfüllten Weltbild gegen Ausländer, Jüd*innen, Frauen und viele anderen nicht heraus. Deshalb sei es notwendig, mit einzelnen Menschen ins Gespräch zu kommen, eine persönliche Beziehung zu ihnen aufzubauen und so langfristig ein Hinterfragen der eigenen gesellschaftlichen Sichtweise anzuregen.

Elitär und rechtsextrem

Auslöser war für Asumang die Morddrohung der Neo-Naziband „White Aryan Rebels“, die in einem Lied sangen „Die Kugel ist für dich, Mo Asumang“. Auf ihrer Suche nach dem Grund des Hasses war sie konfrontiert mit einem Mangel an Empathie und einer großen Gefühlskälte. „Rechtsextreme sind in mehrfachen Perspektiven gegen eine plurale demokratische Gesellschaft“, fasste sie ihre Erfahrungen zusammen. Dazu zählte sie auch Studentenverbindungen. „35 Prozent der deutschen Burschenschaften sind rechtsextrem. Die gehen am Ende in die Wirtschaft und Politik, dorthin, wo sie maßgeblich was bewegen können“, gab sie ihrer Sorge vor rechten Eliten Ausdruck.

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