Bereits zum fünften Mal hat am 8. Mai auf dem Rother Marktplatz eine Gedenkfeier zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs stattgefunden. Parteien, Gewerkschaften und Organisationen aus der Kreisstadt und Schwabach hatten zu der Kundgebung aufgerufen, die sich auch gegen Hass und Hetze gewendet hat und das Gedenken an alle Opfer des Faschismus bis heute wachhalten wollte.
Der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller rief dabei zur Einigkeit der demokratischen Parteien im Kampf gegen Rechtsextremismus auf. „Wir halten zusammen, denn wir dürfen rechtsextremistisches Gedankengut in Deutschland nicht mehr groß werden lassen“, erklärte der Direktor der Bayerischen Gedenkstättenstiftung vor gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zur Stiftung gehören auch die ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg.
Freller selbst gab das beste Zeichen für die Aufrichtigkeit seiner Forderung. Schließlich ist es die „Linke“ im Landkreis, die bei der Gedenkveranstaltung schon immer federführend ist. Vier Schüler einer zehnten Klasse der Schwabacher Fachoberschule waren nach Roth gekommen, um Ergebnisse eines Schulprojekts zu präsentieren. Gemeinsam mit Lehrer Sascha Sambale hat die Gruppe Biographien aus der Zeit Nazi-Deutschlands erforscht und daraus vier „Briefe an die Nachgeborenen“ entwickelt, die ein beeindruckendes Zeugnis von den zerstörerischen und menschenverachtenden Absichten des Faschismus gaben. Vanessa, Hannah, Sara und Lars lieferten einen ebenso ergreifenden wie erschütternden Beitrag, denn die Protagonisten ihrer Briefe bezahlten mit ihrem Leben.
Kreisrat Cornelius Voigt sagte, die Veranstaltung solle wachrütteln und dem Vergessen entgegenwirken. „Faschismus ist und bleibt ein Verbrechen“, so der Kreisvorsitzende der Linken. „Alle Tendenzen, ihn in irgendeiner Form zu etablieren, müssen gestoppt werden“ , fügte Voigt hinzu. Hans Tänzer, Vorsitzender des DGB im Kreis Roth-Schwabach, griff die AfD frontal an. „Zu ihrer DNA gehört die Fratze einer rechtsextremistischen Partei. Sie ist eine Gefahr für Deutschland und Europa“ , war Tänzer überzeugt und forderte ein Ende ihrer Finanzierung durch die Steuerzahler mittels Verbot. „Mir will nicht in den Kopf“, so Tänzer, „dass Politiker mehr Angst vor einem Verbotsverfahren haben als vor einer AfD-Diktatur.“
Weitere Rednerinnen auf dem Marktplatz waren Karin Zargaoui von „Roth ist Bunt“ und Stadträtin Andrea Schindler (Grüne) in Vertretung des Ersten Bürgermeisters der Kreisstadt. Beide warnten ebenfalls vor den Gefahren des Rechtsextremismus. Auch eine Zeitzeugin war vor Ort. Die 1939 geborene Rother Stadträtin Walburga Kumar (FDP) hat das Ende des Zweiten Weltkriegs beim Mittagessen mit ihrer Familie in Riedenburg an der Donau miterlebt.