450 Menschen demonstrieren für Impfung

05. Februar 2022  Regional
Geschrieben von Kreisverband

In Erlangen waren rund 450 Menschen dem Aufruf der „Aktion Courage“ gefolgt, um für Corona-Impfungen zu werben. Neben Verantwortlichen aus dem Rettungsdienst sprachen der Leiter des örtlichen Impfzentrums und Mitglieder der Studierendenvertretung der Universität.

„Schichtmachen“ für Coronaleugner

Thomas Heideloff, Rettungsdienst-Leiter des Bayerischen Roten Kreuzes, schilderte eindrücklich, was die Pandemie für die Einsatzkräfte bedeute. Ein Notfall, der mit den Worten „Atemnot, Corona-Abfrage positiv“ durchgegeben werde, führe zum Anzug der kompletten Schutzausrüstung, z.B. einer dreifachen Schicht Gummihandschuhe. „Der Schweiß steht in den Stiefeln“, beschrieb es ein BRK-Mitglied. Dramatisch sei auch die Suche nach Isolationsbetten, da der Rettungswagen bis zu 40 km fahren müsse, um eine Klinik mit freien Kapazitäten zu finden. Menschen mit 30 Jahren, die wegen Luftnot um ihr Leben ringen und die ständige Frage: „Habe ich beim Eigenschutz keine Fehler gemacht“ seien Heidelhoff zufolge extreme Belastungen für die Besatzungen, die bis zu sechs Einsätze pro Tag fahren müssten. „Ich lade alle Coronaleugner dazu ein, uns zwei Schichten lang zu begleiten“, sagte er an die Adresse der Corona-Spaziergänger.

Große Solidarität

Hans Joachim Drossel, Leiter des Impfzentrums Erlangen, dankte den 82 Prozent der Menschen in Stadt und Landkreis, die sich mindestens einmal hatten impfen lassen. Eine flächendeckende Impfung sei wichtig, um gefährdete Personengruppen zu schützen, appellierte der Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Der Umgang mit der Pandemie habe in der Kommune zu großer Solidarität geführt. „Schauspieler*innen geben unserer Hotline ihre Stimme, das Kulturamt bringt seine Kompetenz im Festival-Management ein und das E-Werk stellt den Service“, beschrieb er den behördenübergreifenden Aufbau des Zentrums. Doch sei es auch wichtig, die Menschen zu erreichen, die in ihrem bisherigen Leben Diskriminierung im Gesundheitssystem erfahren hätten und deswegen vor einer Impfung zurückschreckten.

Freiwillige Arbeit im Krankenhaus

Paulus Guter von der Studierendenvertretung der FAU wies auf die wichtige Rolle der Studierenden hin. Viele hätten sich freiwillig gemeldet, um in Krankenhäusern einzuspringen, die Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern zu übernehmen oder seien beim Aufbau von Testzentren aktiv gewesen, zählte er das Engagement der jungen Menschen auf. Dank zweier gemeinsamer Impfaktionen mit der Universität konnten sich ca. 2.000 Menschen impfen lassen. Umfragen zufolge seien rund 90 Prozent der Studierenden mit mindestens zwei Impfungen grundimmunisiert und stünden so hinter der von der FAU verabschiedeten 2G-Regelung. „Ich habe wenig Verständnis für unsolidarische Menschen, die sich nicht impfen lassen“, sagte Guter in Bezug auf das Bündnis „Studis stehen auf“. Im November 2021 waren rund 1.000 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet nach Erlangen gereist, um mit dieser Initiative gegen den 2G-Beschluss der Hochschule zu protestieren.

Impfen: Größte Demo gegen Corona

Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) zeigte sich stolz über die verantwortungsvolle und solidarische Haltung der Menschen. „Eine Quote von über 77 Prozent Zweitimpfungen ist die größte Demo gegen Corona“, sagte er mit Blick auf die hohe Impfbereitschaft in Erlangen. Doch müsse man auch auf die rund 20 Prozent sehen, die noch keine Schutzimpfung hätten. „Egoismus und Individualismus waren lange politische Agenda“, bilanzierte er rückblickend. Ein Gesundheitssystem, das ausschließlich auf Wirtschaftlichkeit getrimmt sei oder die Bundesagentur für Arbeit, die qua Richtlinien Menschen dauerhaft enttäusche und sie von der Gesellschaft entfremde, seien politische Fehler. „Es ist ein sozialpolitisches Umdenken nötig!“, mahnte Janik an.

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