Olga Benario: Kampf dem Faschismus

20. Mai 2023  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband


Stolperstein für Olga Benario, Innstraße 24, Berlin-Neukölln (OTFW CC BY-SA 3.0)

Standhaftigkeit selbst in den Fängen der Gestapo, ein Leben für den Sozialismus und die Gefahren des Bolsonarismus in Brasilien waren Thema bei der Veranstaltung „Anita Leocádia Prestes über Olga Benario“. Die Historikerin sprach über ihre 1942 ermordete Mutter.

Befreiung und Flucht

„Meine Eltern waren mit ihrem Engagement für den Sozialismus eine Inspiration für mein eigenes Leben“, erklärte Anita Leocádia Prestes. Damit meint sie den brasilianischen Revolutionär Louis Carlos Prestes und Olga Benario. Letztere war in den 1920er Jahre, nachdem sie sich vom jüdischen Glauben ihrer Eltern abwandte, der kommunistischen Jugend in Berlin-Neukölln beigetreten. Nach der Gefangenenbefreiung des Genossen Otto Braun aus dem Gefängnis Moabit musste sie nach Moskau flüchten.

Ausgeliefert

Als Leibwächterin von Prestes ging sie mit ihm als dessen Ehefrau getarnt nach Brasilien. Doch aus politischem Pragmatismus wurde Realität, beide verliebten sich, Olga wurde schwanger. „Der kommunistische Umsturz in Brasilien scheiterte, mein Vater kam ins Gefängnis, meine Mutter wurde nach Deutschland ausgeliefert“, berichtete Anita, die 1936 in einem Frauengefängnis in Berlin zur Welt kam. Nach 14 Monaten konnte das Kleinkind außer Landes gebracht werden und wuchs bei Verwandten in Mexiko auf.

Zwangsarbeit und Ermordung

In den Gestapo-Akten wurde Olga, die im KZ Ravensbrück für Siemens Zwangsarbeit leistete, als sehr standhaft beschrieben. „Ich werde nicht zum Verräter“, lautete ihr Credo in der Haft. 1942 wurde sie in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet. „Getúlio Vargas war ein faschistischer Diktator, der politische Gegner foltern oder – wie meine Mutter – an Nazideutschland ausliefern ließ“, beschrieb Anita den damaligen Präsidenten.

Exil und Professur

Sie selbst kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien zurück und ging zur Zeit der brasilianischen Militärdiktatur (1964-85) in den kommunistischen Untergrund. 1973 floh sie in die Sowjetunion, wo sie in Politischer Ökonomie promovierte. Nach einer Amnestie ging sie nach Brasilien zurück, wo sie ihren zweiten Doktor in Geschichte machte und schließlich als Professorin an der Universität in Rio de Janeiro lehrt.

Industrie und Großgrundbesitz

„Die Linke in Brasilien ist gespalten“, erläuterte Anita die gegenwärtige Situation. Wichtig sei, dass Kämpfe für Gleichberechtigung und gegen Rassismus zugleich kapitalismuskritisch geführt werden müssten, mahnte sie. „30 Millionen Brasilianer*innen unterstützen immer noch Bolsonaro, der über die Sozialen Netzwerke Fake News verbreitet“, erklärte sie.Trotz seines Wahlsieges müsse Lula bei politischen Entscheidungen vermutlich große Kompromisse mit Industriellen und Großgrundbesitzern eingehen, warnte sie. „Der Sturm auf das Parlament am 8. Januar zeigte, wie fragil die Situation ist.“

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