Kulturkampf von Rechts

08. Dezember 2022  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Götz Kubitschek auf einer Pegida-Demonstration, 13. April 2015 (Metropolico.org CC BY-SA 2.0)

Rechte Netzwerke um die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ sowie das „Institut für Staatspolitik“, die das Erbe des französischen Philosophen Alain de Benoist in der deutschen Gesellschaft verankern wollen, waren Thema des Vortrags „Kulturkampf von rechts“, der von der Stiftung Demokratie Saarland organisiert wurde.

Entartung der Völker

„Benoist gilt als Vordenker der Neuen Rechten“, erklärte der Rechtsextremismusforscher Helmut Kellershohn. Der Franzose sah während der Blockkonfrontation im universalistischen Westen den Hauptfeind der Gesellschaft. „Gleichheit, Menschenrechte und kosmopolitische Lebensweise treiben die Völker in eine tiefe Entartung“, lautete seine Prognose. Dem setzte er eine „Kulturrevolution von Rechts“ (1985) entgegen. Das vom italienischen Antifaschisten Antonio Gramsci entwickelte Konzept der „Kulturellen Hegemonie“ sollte dazu genutzt werden, eine rechte Vorherrschaft in intellektuellen Diskursen zu erringen.

Rechte Ideen-Schmieden

Mit der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) um Dieter Stein und Karlheinz Weißmann sowie das Institut für Staatspolitik (IfS) von Götz Kubitschek, dem auch der Antaios-Verlag sowie die Zeitschrift „Sezession“ nahestehen, benannte Kellershohn zwei Think Tanks, die versuchen, rechtes Gedankengut in der Gesellschaft zu etablieren. Alle drei waren Mitglieder der „Deutschen Gildenschaft“. Diese bündische Studentenverbindung stelle ein Bindeglied zwischen der Konservativen Revolution der 1920er und den Neuen Rechten ab 1970 dar, erläuterte er.

Auflösung des deutschen Volkes

Zentraler Kritikpunkt sei die angebliche Dekadenz der pluralistischen Gesellschaft, die zum Niedergang einer Kultur führe. Die homogene Einheit des deutschen Volkes werde (Stein zufolge) mittels Geburtenrückgang – der durch die Ausbreitung von Homosexualität begünstigt würde – und der zunehmenden Migration aufgelöst. Kellershohn stellte fest: „Statt dem biologischem Rassegedanke ist hier der ethnische Kulturbegriff im Zentrum.“ Der sogenannte Ethnopluralismus besage, dass Völker nur gut gediehen, wenn sie sich die Kulturen nicht vermischten.

Provokation und Militanz

Während die JF durch das Besetzen von Wörtern langfristig ein rechtes Framing im gesellschaftlichen Diskurs anstrebe sowie versuche, eine geistige Elite für die neue Zeit heranzubilden, ist dieser Ansatz dem IfS zu vergeistigt. „Götz Kubitschek setzt auf Provokation, Militanz und die Macht der Bilder“, machte der Wissenschaftler den Unterschied deutlich. Eine Umsetzung dieser Strategie erfolge etwa durch die „Identitäre Bewegung“.

Völkisch-nationale Opposition

Ein weitere Unterschied sei der Umgang mit der AfD. Denn während sich die JF der AfD aufgeschlossen zeigte, sah das IfS in der Professorenpartei um Bernd Lucke nur eine weitere Erscheinung des Spießbürgertums. „Es gibt keine Alternative im Etablierten“, kommentierte Kubitschek die Partei. Vielmehr müsse man „Fundamentalopposition“ sein. Andererseits unterstütztdas IfS Björn Höcke und seinen (nun aufgelösten) „Flügel“. Höcke war mit seinen völkisch-nationalen Positionen bei Tagungen des Instituts ein gern gesehener Redner. Zugleich rekrutierten viele AfD-Parlamentarier ihrerseits Mitarbeiter aus dem ideologischen Kreise der Neuen Rechten, schloss Kellershohn den Kreis.

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