Beverly Silver: Arbeiterbewegungen und Globalisierung

10. Juli 2023  Global
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Beverly Silver (RLS, CC BY 3.0)

Ein Blick in das jahrhundertelange Ringen zwischen Kapital und Gewerkschaft ermöglicht das Buch „Forces of Labor. Arbeiterbewegungen und Globalisierung seit 1870“ von Beverly J. Silver, Die 27. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit Arbeiter*innenunruhen und Globalisierung.

Weltweiter Protest

Das 2003 in den USA erschienene Buch zeichnet den Weg von Industrialisierung, Gewerkschaftsbildung und Auslagerung anhand der Textil-, aber vor allem der Automobilindustrie nach. Dabei stützt sich Silver auf Zeitungsartikel der britischen Times sowie der New York Times innerhalb der letzten 130 Jahre, in denen 90.000 Mal Arbeiter*innenunruhen in über 160 Ländern thematisiert werden.

Die Gewerkschaftsbewegung lebt

Dabei handelt es sich um Arbeitsverweigerung, aber auch aktive Sabotage oder großangelegte Generalstreiks. Mit ihrem Bezug zur jüngeren Geschichte widerlegt sie die Behauptung, die Globalisierung führe zum Niedergang der Gewerkschaften oder die gesellschaftliche Individualisierung höhle das traditionelle Arbeiter*innenmilieu aus.

Arbeitskampf und Outsourcing

Silver zufolge etabliert sich ein innovatives Gewerbe, infolgedessen sich die Arbeiter*innen mit marxistischen Forderungen nach höheren Löhnen, Arbeitsschutz und Sozialstandards gewerkschaftlich organisieren, um ein Gegengewicht zu den kapitalistischen Unternehmer*innen zu bilden. Diese binden die Belegschaft in Form einer Betriebspartnerschaft ein, bis die sinkende Profitrate dazu führt, Arbeitsplätze abzubauen und die Produktion in Länder mit geringeren Personalkosten – etwa Mexiko, Brasilien oder Südkorea – zu verlagern.

Solidarität zerschlagen

Nun kommt es zu Verteidigungskämpfen, um die erreichten Rechte zu erhalten. Dem begegnet das Management mit der Einstellung von Subunternehmern sowie der Etablierung unterschiedlicher Einkommensgruppen innerhalb der Belegschaft. Ist dies nicht mehr profitabel, wird die Produktion in Niedriglohnländern aufgebaut, wo sich mit der Zeit nun ebenfalls zu gewerkschaftlicher Organisation und Arbeitskämpfen kommt.

Mechanisch statt menschlich

Ein Kritikpunkt an Silvers Arbeit ist jedoch, dass sie sich nicht mit dem Leben der Arbeiter*innen in den deindustrialisierten Zonen, beispielsweise der früheren Textilbranche in Aachen oder dem „Rustbelt“ bei Detroit, beschäftigt. Gleichfalls scheinen die Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen und Arbeiter*innen wie eine mechanische Gesetzmäßigkeit, in der nicht mehr die Menschen ihre Geschichte selbst machen, sondern nur auf ökonomische Einflüsse reagieren.

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