Eine emanzipatorische Gesellschaft, in der niemand während seines Lebenslaufes benachteiligt wird, war das Ergebnis der Veranstaltung „Die neue Frauenbewegung“. Im Offenen Haus Roth diskutierten am Donnerstag Simone Barrientos (DIE LINKE, MdB) und Susanne Horn (Spitzenkandidatin Stadtrat Roth) mit vielen Interessierten über die Möglichkeiten modernen Feminismus.
„Ökonomische Unabhängigkeit ist unverzichtbar für echte Gleichberechtigung“, stellte Barrientos fest. Viele Frauen seien auch heute noch abhängig vom erwerbstätigen Partner und somit deutlich schlechter gestellt. Die Frauenquote stelle einen Schritt in die richtige Richtung dar, weil dadurch die aktuelle Schieflage behoben werde. „Ziel der Quote ist es, sie überflüssig zu machen“, erklärte die gelernte Elektrikerin und wies darauf hin, dass im Bundestag 70% Männer säßen. Diese entschieden über frauenspezifische Gesetzesvorlagen wie der Information zu Schwangerschaftsabbruch oder Quotenregelungen in Gremien. Bestünde die Hälfte des Parlaments aus Frauen, ist sich Barrientos sicher, ergäbe sich eine deutlich bessere Gesprächsgrundlage.
Horn erläuterte, dass Frauen überproportional häufig in sozialen Berufen, z.B. Erzieherin oder Krankenschwester, arbeiteten. Diese seien im Gegensatz zu prestigeträchtigen Tätigkeiten, wie die eines Ingenieurs, deutlich unterbezahlt. „Ein Großteil der Frauen kann nur Teilzeit arbeiten“, erklärte sie. Die „Freizeit“ müsste für unentgeltliche Care-Arbeit, also Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, genutzt werden. Und auch in der freien Wirtschaft seien Frauen benachteiligt. „Eine Frau verdient im Durchschnitt 22% weniger als ein Mann“, erläutere Horn mit Verweis auf die sogenannte „Gender Gap“. Unternehmen bezahlten Frauen grundsätzlich weniger, da diese aufgrund von Mutterschutz und Elternzeit „automatisch“ längerfristig ausfielen und so für ihren Arbeitgeber keinen Mehrwert erwirtschaften könnten. „Transparenz und Offenheit bei Gehaltsverhandlungen sind unverzichtbar, um eine ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern zu verhindern“, forderte sie.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde nicht nur eine bessere Bezahlung sozialer Berufe gefordert. Eine gesellschaftliche und berufliche Gleichstellung von Frauen käme auch der gesamten Bevölkerung zugute. Schließlich würden auch Männer gerne über die Elternzeit hinaus dauerhaft Zeit für Kinder und Haushalt verwenden. Aus finanziellen Erwägungen sei dies bei dem Mann als Haupternährer der Familie jedoch oft schwierig. Die Lösung dieses Problems sei ein konsequent linker Feminismus, der eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechts von vornherein ausschlösse.