Rosa Luxemburg: Sozialreform oder Revolution

24. Februar 2024  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

Rosa Luxemburg (Quelle: RLS)

Die Artikelreihe „Sozialreform oder Revolution?“ von Rosa Luxemburg stand im Mittelpunkt der ersten Folge des Theorie-Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Dabei werden ihre richtigen Schlussfolgerungen, aber auch ihre Irrtümer beleuchtet.

Symbolfigur des antiautoritären Sozialismus

Lenin bezeichnete Rosa Luxemburg als einen „Adler unter Hühnern“. Dem russischen Revolutionsführer zufolge sollten ihre Werke vielen Kommunist*innen als Lehre dienen. Hannah Arendt sah in ihr einen genialen und revolutionären Geist aus dem Milieu der assimilierten polnischen Jüd*innen. Der Neuen Linken wurde sie in den 70er Jahren zur Repräsentantin eines antiautoritären Sozialismus. Josef Stalin und Ernst Thälmann hingegen behaupteten, der sogenannte „Luxemburgismus“ ähnele dem deutschen Faschismus.

Marxistisch und international

Luxemburg wurde 1871 im damals zum Russischen Zarenreich gehörenden Teil von Polen geboren. Während in ihrem Elternhaus deutsch und polnisch gesprochen wurde, war die Unterrichtssprache an der Schule russisch. Wegen ihres Engagements in marxistischen Kreisen floh sie nach dem Abitur in die Schweiz, wo sie studierte und unter anderem Leo Jogiches kennenlernte. Mit ihm verband sie eine langjährige, wechselhafte Beziehung. Beide gründeten gemeinsam die internationalistisch ausgerichtete Partei Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens (SDKPiL).

Gefängnis und Ermordung

1898 zog sie nach Berlin, wo sie sich der SPD anschloss. Große Bekanntheit erlangte sie mit ihrer Artikelserie „Sozialreform oder Revolution?“ (1898/99), die sie im „Revisionismusstreit“ gegen Eduard Bernstein positionierte. 1906 wurde Luxemburg in Polen im Zuge der Ersten Russischen Revolution (1905/1906) verhaftet, später lehrte sie an der Parteischule der SPD. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Zustimmung ihrer Partei zu den Kriegskrediten saß sie wegen ihrer antimilitaristischen Haltung mehrmals im Gefängnis. Nach der Novemberrevolution 1918 schrieb sie für die „Rote Fahne“ des Spartakusbundes und forderte eine Rätedemokratie. Als Mitglied der KPD wurde sie am 15. Januar 1919 ermordet.

Besitz an Produktionsmittel

Zwar soll die Sozialdemokratie Luxemburg zufolge selbstverständlich für bessere Lebensbedingungen der Bevölkerung eintreten, jedoch baue sich der Sozialismus nicht durch eine Vielzahl von Reformen auf. Denn der Sozialismus sei vielmehr die logische Konsequenz, die sich aus dem Zusammenbruch des Kapitalismus ergebe. Während etwa Bernstein behauptete, der Kapitalismus löse die Krisendynamik des Marktes, argumentierte sie, dass Kreditaufnahmen zu waghalsigen Spekulationen und somit zur Verstärkung der immer wiederkehrenden Krisen beitrügen. Ihre Forderung: Statt Aktien sollten die Menschen die Produktionsmittel besitzen.

Weltweites Profitstreben überwinden

Luxemburg unterschätzte jedoch die Fähigkeit des Kapitalismus, sich trotz der regelmäßig auftretenden Krisen zu erneuern. Die Folgen sind heutzutage in globaler Umweltzerstörung und massiver sozialer Ungleichheit erkennbar. Zwar sorgen mittelständische Unternehmen für wirtschaftliche Innovation, doch würden sie ab einem gewissen Zeitpunkt von der Großindustrie geschluckt werden.

In Luxemburgs Augen können sich Gewerkschaften zwar für höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung einsetzen, jedoch sind sie nicht in der Lage, die Produktionsprozesse des Kapitaleigners zu beeinflussen. Da die politische Organisation des Staates von kapitalistischen Klasseninteressen bestimmt ist, könne auch eine parlamentarisch Mehrheit keinen Übergang zum Sozialismus herbeiführen. Denn echte Reformen seien nur mit der globalen Beseitigung des Profitstrebens möglich.

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