Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch

05. August 2023  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung, CC BY 3.0

Konsumstreben, um die Arbeiter*innenklasse ihres revolutionären Potentials zu entfremden. Dies ist laut Herbert Marcuse eine der Folgen des „Eindimensionalen Menschen“. Die 28. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung widmete sich dem 1965 erschienenen Buches des deutschen Philosophen.

Der „Heidegger-Marxist“

Marcuse wurde 1998 in Berlin eines jüdischen Textilfabrikanten geboren. 1918 war er Teil eines Arbeiter- und Soldatenrates, trat nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht jedoch aus der SPD aus. Er studierte Philosophie, war als Buchhändler tätig und galt unter den in Freiburg lehrenden Philosophieprofessoren Edmund Husserl und Martin Heidegger als „erster Heidegger-Marxist“.

Marx, Mao, Marcuse

1933 floh Marcuse über die Schweiz in die Vereinigten Staaten. Ab 1942 war er dort für den Geheimdienst tätig. Nach dem Krieg geriet er jedoch wegen seines Engagements für die Bürgerrechtsbewegung mit der Obrigkeit in Konflikt. Als deshalb Mitte der 60er Jahre seine Professur nicht verlängert wurde, ging er an die University of California. Französische Studierende stellten sein Denken in eine Reihe mit Marx und Mao. Marcuse starb 1979 in Starnberg.

Freiheit der Kühlschränke

„Der eindimensionale Mensch“ zielt darauf ab, dass alles – sei es politisches oder ökonomisches Handeln, das Denken oder die Kunst – nur einer einzigen Logik folgt, so dass schließlich alles eindimensional erscheine. Als springenden Punkt macht Marcuse dabei das Konsumstreben aus. In den europäischen Wohlfahrtsstaaten des Wirtschaftswunders würde Freiheit nur darin gesehen, frei zwischen verschiedenen Kühlschrank-Modellen zu wählen. Marketingstrategien verfolgten nur allein das Ziel, Wünsche zu kreieren, die mittels Konsum befriedigt werden könnten.

Kapitalistischer Raubbau

Die Folgen für Mensch und Natur sind gravierend. Wird letztere um der ständigen Güterproduktion willen ausgeplündert und ganze Landstriche dadurch zerstört, verlieren die Arbeiter*innen ihr revolutionäres Potential, da sie nur noch nach dem neuesten Kühlschrank, Fernseher, etc. schielen. Als Endprodukt der Konsumgesellschaft steht ein erstickender Überfluss an Waren, der niemals Verwendung findet.

Zeit für echte Freiheit

Trotz einer pessimistischen Zustandsbeschreibung setzt Marcuse Hoffnung in eine Opposition, die den Produktionsapparat umorganisieren werde. Die Herrschaft des Menschen über den Menschen solle abgeschafft und an deren Stelle echte Freiheit gesetzt werden. Der technische Fortschritt ermögliche eine drastische Arbeitszeitverkürzung und habe somit ein Mehr an Fantasie und eigenständigem Denken zur Folge.

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