Max Horkheimer: Kritische Theorie

16. Mai 2023  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Max Horkheimer (Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung, CC BY 3.0)

Mit einer kritischen Theorie die Gesellschaft neu zu organisieren, um die Lohnsklaverei zu überwinden, war das Ziel von Max Horkheimer. Die 26. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung widmete sich dessen Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“.

Kapital korrumpiert

Für den 1895 geborenen Stuttgarter war klar: Durch die hohe Konzentration von Kapital kann die bürgerliche Elite die gesamte Gesellschaft korrumpieren und ist nicht mehr auf eine wahrheitssuchende Theorie angewiesen. Bürgerliche Wissenschaft wie Sprachanalyse oder logischer Positivismus bauten auf Dingen auf, die von der Gesellschaft vorgegeben seien. Doch sähen sich die Wissenschaflter*innen nicht als Teil dieses arbeitsteiligen Prozesses.

Welt kritisch analysieren

Dem setzte der in einer jüdisch-konservativen Familie groß gewordene Horkheimer seine kritische Theorie entgegen. In ihr folgerte er, dass die gesamte Welt aus Gegenständen bewusster menschlicher Arbeit bestehe und auch unsere Sinneswahrnehmungen von diesen beeinflusst seien. Mit dieser Analysemethode sei ein Werkzeug gegeben, das ganze System zu ändern.

Räterepublik und Professor

Zusammen mit seinem Freund Friedrich Pollock erlebte der Fabrikantensohn die Münchener Räterepublik 1918/1919 mit. Horkheimer studierte in Frankfurt am Main, wo er 1930 schließlich Professor für Sozialphilosophie wurde und gemeinsam mit Pollock das Institut für Sozialforschung gründete. Dieses war dem interdisziplinären Materialismus verschrieben und verband Philosophie, Psychoanalyse und empirische Sozialforschung.

Neues marxistisches Denken

Im Gegensatz zu Marx verwarf Horkheimer die Vorstellung von überzeitlichen Gesetzmäßigkeiten. Vielmehr müsse der Materialismus von den Menschen in ihrer jeweiligen Epoche stets aufs Neue entdeckt und hergestellt werden. Mit diesem neuen marxistischen Denken versuchte der Sozialphilosoph eine Antwort auf den voranschreitenden Faschismus in Europa wie auch den doktrinären Stalinismus der Sowjetunion zu geben. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ging er ins US-amerikanische Exil.

Veränderung, nicht Revolution

Dort schrieb er 1937 den Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“, genau 70 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Bandes des „Kapitals“ von Marx. In der jungen Bundesrepublik gehörte Horkheimer mit seinem Institut für Sozialforschung dem intellektuellen Establishment an, das jedoch nicht umstürzlerisch, sondern reformistisch auf die Gesellschaft einwirken sollte. So ging er etwa auch auf Distanz zu der Studierendenbewegung, die ab den 68er Jahren eine radikale Erneuerung forderte.

Weiterführende Links:

« zurück