Klaus Dörre: Klimaschutz als Eigentumsfrage

25. Juli 2023  Global
Geschrieben von Kreisverband

Fridays for Future München ruft am 3. März 2023 bei einer gemeinsamen Aktion mit Verdi bei deren Warnstreik im Nahverkehr zu einer ökologischen Verkehrswende auf. (Henning Schlottmann, CC BY-SA 4.0)

Das schrankenlose Verhalten der Superreichen führt die Weltgemeinschaft immer näher an den Abgrund der Klimakatastrophe. Das erläuterte der Soziologe Klaus Dörre bei der 5. Konferenz zur Gewerkschaftlichen Erneuerung in Bochum. Die Tagung wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert.

Reiche leben grenzenlos

„Zwischen 1990 und 2019 vergrößerte sich der ökologische Fußabdruck der kapitalistischen Eliten enorm“, stellte Dörre fest. So habe das reichste Prozent 26 Prozent mehr CO2.-Emissionen verursacht als vor zwanzig Jahren. Bei den wohlhabendsten 0,01 Prozent lag dieser Wert sogar bei 80 Prozent. „Läuft alles so, wie bisher, wird unser CO2-Budget 2026 aufgebraucht sein“, diagnostizierte er.

Klimaziele kaum mehr möglich

Das Bundesumweltamt hatte in einer Studie nachgewiesen, dass, sollten tatsächlich alle Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels konsequent umgesetzt werden, die Erderwärmung bei 2,4 Grad läge. Der Weltklimarat hingegen geht von einer Erhitzung um 2,8 Grad aus. „Bis jetzt war eine CO2-Reduktion nur bei den unteren und mittleren Einkommen messbar“, erklärte der Wissenschaftler. Diese hätten sich den Pariser Klimazielen angenähert oder sie sogar erfüllt. „Entscheidend ist die Eigentumsfrage“, fasste er diese Erkenntnisse zusammen.

Elektrischer Individualverkehr?

1,2 Prozent der herrschenden Klasse entschieden aufgrund ihrer Machtpositionen über wirtschaftliche Maßnahmen wie beispielsweise die Geschäftsmodelle in der Automobilindustrie. „Hier werden Gewinne nur durch SUVs und Luxusanfertigungen generiert“, erklärte Dörre. Aus Sicht des Managements solle der bisherige Individualverkehr in Form von E-Autos einfach weitergeführt werden. „So ein Wagen verursacht allein bei der Produktion 20 Tonnen CO2“, merkte er an. Bei geplanten 70 Millionen Neuwagen im Jahr sei dies kein Schritt in Richtung Klimaschutz.

ÖPNV statt Auto

Grund sei die ökonomisch-ökologische Zangenkrise, derzufolge gesellschaftlicher Wohlstand nur durch ressourcenintensive Ausbeutung von Natur und Umwelt, einschließlich der ökologischen Folgekosten, erwirtschaftet werden kann. Denn eine Abkehr vom ständig steigenden Bruttoinlandsprodukt sei im Kapitalismus nicht vorgesehen. „Die ökologische und soziale Frage muss gemeinsam gelöst werden“, lautete Dörres Plädoyer. Ein Beispiel sei etwa ein nachhaltiges Mobilitätssystem, das sowohl den Individualverkehr massiv reduziere, als auch durch Investitionen in öffentliche Verkehrsstruktur Arbeitsplätze schaffe.

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