Siegfried Kracauer: Theorie des Films

23. Oktober 2023  Kultur
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung, CC BY 3.0

Das Schaffen des marxistischen Filmsoziologen Siegfried Kracauer war Thema in der 31. Folge des Theoriepodcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Seine Studie „Die Angestellten“ wurde 1933 bei der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten öffentlichkeitswirksam „den Flammen“ übergeben.

Ein linker Journalist

Kracauer wird 1889 in eine jüdische Familie in Frankfurt hineingeboren. In der Stadt ist er bis 1922 als Architekt tätig. Er macht die Bekanntschaft mit Theodor W. Adorno, mit dem er gemeinsam Kant und Kierkegaard liest. Ab 1924 schreibt Kracauer als Redakteur für die Frankfurter Zeitung und unternimmt 1929 gemeinsam mit Adorno eine Reise nach Italien, wo er sich mit Ernst Bloch und Walter Benjamin trifft. Zusammen diskutiert man über Hegel und Marx.

Emigration in die USA

1930 heiratet Kracauer Elisabeth Ehrenreich, die als Bibliothekarin beim Institut für Sozialforschung angestellt ist. Nach dem Reichstagsbrand verlassen beide im Februar 1933 das Deutsche Reich und gehen nach Paris ins Exil. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich 1940 und kurzzeitiger Internierung in französischen Lagern fliehen sie nach Marseille. Im April 1941 erreichen sie die Vereinigten Staaten, wo Kracauer in New York im Bereich der Medienforschung und Propaganda tätig wird. Dort veröffentlicht er 1960 sein Buch „Die Theorie des Films“.

Die Gesellschaft kritisieren

Ein Filmkritiker ist Krakauer zufolge auch ein Gesellschaftskritiker, der gesellschaftliche Illusionen aufzeigen soll. Dabei sei das Kino eine Art „Traumfabrik“, die die Wünsche seiner Besucher bediene. Beispielhaft dafür seien Filmhandlungen, in denen ein junges und armes Mädchen einen wohlhabenden adeligen Offizier kennenlernte. So würden die Klassengegensätze in der Gesellschaft heruntergespielt und privatisiert.

Im Film die Welt entdecken

Aufgabe der Kamera sei es sowohl, die Welt abzubilden als auch sie zu entdecken. So könne der Betrachter dank ihr Details oder neue Aspekte der Wirklichkeit wahrnehmen. Bedeutung komme dem realistischen Alltagsbezug des Filmes zu, etwa durch das Zeigen von Straßen, Kreuzungen oder Bahnhöfen, welche die Schnelligkeit des Lebens vermittelten und die Zufälligkeit von Prozessen aufzeigten. Allerdings bedienten sich Kracauer zufolge die wenigsten Komödien, Tanzfilme, Krimis oder Western den Kriterien des Filmes, sondern orientierten sich eher am Theater.

Konsum statt Kritik

Hollywood fungiert zu einer Art ideologischer Traumfabrik, welche den emanzipatorisch-weiterbildenden Charakter des Kinos außer Acht lässt. Stattdessen führe deren massentauglicher Blick durch die Kamera für ein Millionenpublikum zur Homogenisierung der Filmsprache. Nicht Gesellschaftskritik ist die zentrale Botschaft des Films, sondern eine Konsumorientierung mit Allerweltsbotschaften, nach denen Familie, Freunde und Liebe alles seien.

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