Der deutsche Kolonialismus

21. März 2023  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

„Unsere Schutztruppen in Afrika“, Bildertafel der Uniformen der „Schutztruppen“ in den Kolonien des Deutschen Kaiserreichs. (gemeinfrei)

Ausbeutung, Unterdrückung und tausendfacher Tod sind die Folgen der deutschen Kolonialpolitik. Der Geschichtspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich in seiner ersten Folge mit Deutschlands „Platz an der Sonne“.

Kolonialismus und Kapitalismus

Die Anfänge des Kolonialismus liegen im 15. Jahrhundert, als Portugal und Spanien, später auch die Niederlande, England und Frankreich Handelsstützpunkte in Afrika, der amerikanischen Ostküste und in Asien gründeten. Karl Marx beschrieb dies folgendermaßen: „Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingeborenen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Gehege zur Jagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära.“

Preußen macht den Anfang

Die deutsche Kolonisation begann 1683, als der „Große Kurfürst“, Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen, im heutigen Ghana das Gebiet Großfriedrichsburg annektierte, um in den lukrativen Sklavenhandel nach Amerika einzusteigen. Doch schon 1717 wurden die dortigen Stützpunkte an die maritim viel besser aufgestellten Niederlande verkauft.

Vor allem Hamburger Kaufleute trieben ab den 1830er Jahren Handel in Afrika, doch stellte sich Otto von Bismarck vehement gegen jegliche Kolonialabenteuer des Deutschen Reiches. „Solange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik“, gab er 1883 zu Protokoll.

Die Aufteilung Afrikas

Dies änderte sich mit der „Berliner Konferenz“ (auch Kongo-Konferenz), bei der sich 1884/85 13 europäische Staaten, die USA und das Osmanische Reich trafen, um Afrika unter sich aufzuteilen. Im Zuge dessen avancierte das Deutsche Reich zur viertgrößten Kolonialmacht. Besitzungen befanden sich in Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Kamerun, Togo und Ghana, Deutsch-Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi), Deutsch-Neuguinea (Papua-Neuguinea, Marschall-Inseln, Marianen, Deutsch-Samoa) und Kiautschou (China).

Raubbau und Machtdurchsetzung

Dass Deutschland einen „Platz an der Sonne“ erhielt, hatte viel mit der Lobbyarbeit des Deutschen Kolonialvereins (ab 1887: Deutsche Kolonialgesellschaft) zu tun. Die Vertreter aus Industrie, Handel und Bankwesen sahen in den Kolonien Rohstofflieferanten sowie Absatzmärkte für deutsche Güter. Ideologisch wurde die „Zivilisierung“ der dort lebenden Bevölkerung durch den „weißen Mann“ propagiert. Infolge dessen wurden die Bodenschätze der Überseegebiete nach Deutschland exportiert, ohne vor Ort eine eigene Industrialisierung anzustreben. Auch dienten Eisenbahnen und Schulen nicht dem Wohle der einheimischen Bevölkerung, sondern der Machtdurchsetzung der deutschen Verwaltung.

„Wie die Hunnen“

Die Nilpferdpeitsche, Eisenketten und Zwangsarbeit waren probate Mittel der Arbeit vor Ort. Carl Peters, Reichskommissar in Deutsch-Ostafrika, erhielt aufgrund seiner zahlreichen befohlenen Todesstrafen im Deutschen Reich den Spitznamen „Hänge-Peter“. Nach der Ermordung eines deutschen Gesandten in Peking kam es zur gewaltsamen Niederschlagung des sog. „Boxer-Aufstandes“ (1899-1901). Kaiser Wilhelm II. forderte die deutschen Soldaten dazu auf, weder Milde walten zu lassen noch Kriegsgefangene zu machen. Vielmehr solle man, wie vor 1.000 Jahren die Hunnen, in die Geschichtsbücher eingehen.

Völkermord in Namibia

Wegen der Verdrängung von ihren angestammten Weidegründen kam es 1904/05 in Südwestafrika zu einem Aufstand der Herero und Nama, die in kurzer Zeit einen Großteil ihres einstigen Gebiets zurückeroberten. Doch dann wurden 20.000 deutsche Soldaten unter dem Befehl von Lothar von Trotha in Marsch gesetzt, die einen Vernichtungskrieg gegen die Bevölkerung führte. Männliche Kriegsgefangene wurden umgehend erschossen, Frauen und Kinder in die Omaheke-Wüste getrieben und dort dem Tod durch Verdursten überlassen. Die wenigen Überlebenden wurden zur Zwangsarbeit in Konzentrationslagern gebracht.

Zwangsarbeit und Strafexpeditionen

Auch in Ostafrika erhob sich die dortige Bevölkerung im Maji-Maji-Aufstand (1905-07) gegen die Zwangsarbeit auf den deutschen Baumwollplantagen. Wie bei den Herero und Nama wurde auch diese Erhebung mit geschätzten 300.000 Toten blutig niedergeschlagen. In Togo und Kamerun kam es ebenfalls zu militärischen Strafexpeditionen. Konrad Adenauer, von 1931 bis 1933 stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, sprach sich für eine Rückgabe der im Versailler Vertrag „verlorenen“ Kolonien aus.

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