Roger Griffin: Faschismus – Ein Vergleich

15. Februar 2023  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Roger Griffin (Foto: Anton Shekhovtsov CC BY-SA 3.0)

Faschismus als ein revolutionärer Nationalismus, seine Abgrenzung zu Rechtspopulismus und illiberale Demokratien sowie die Verbreitung faschistischer Ideologie in den sozialen Netzwerken waren Thema der Veranstaltung „Vernetzter Faschismus“. Diese wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert.

Religion, Konservatismus, Populismus

Sowohl liberale Wissenschaftler*innen als auch militante Marxist*innen versuchten, mit persönlichen Faschismus-Begriffen Sprache und Politik zu manipulieren, warnte der Forscher Roger Griffin. „Faschismus ist revolutionärer Ultranationalismus, dessen Ziel die nationale Wiedergeburt aus der dekadenten Gesellschaft ist“, erläuterte er seine Definition. Dabei gäbe es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu politisierten Religionen – etwa dem Islamismus oder dem militanten Buddhismus – ebenso wie zu konservativen Diktaturen und radikalem Rechtspopulismus.

Putin ist Feind der Demokratie

Zwar werde seit den Wahlerfolgen von Vox in Spanien, Rassemblement National in Frankreich oder der AfD in Deutschland vielerorts von einer Rückkehr des Faschismus gesprochen. Doch müsse man hier differenzieren, forderte der Autor von „Faschismus. Eine Einführung in die vergleichende Faschismusforschung“. So sei der Großteil der AfD rechtspopulistisch orientiert, während der einstige Flügel um Björn Höcke als faschistisch anzusehen ist, „Die größte Gefahr für die Demokratie geht nicht vom Faschismus, sondern von illiberalen Demokraten wie Trump, Orban oder Putin aus“, warnte Griffin.

Höcke ist ein Faschist

Eine Bestätigung von Griffins Definition sah sein Übersetzer Martin Hamre im Verbot des AfD-„Flügels“. Der Soziologe Andreas Kemper hatte die Erkenntnisse des britischen Historikers am Beispiel von Björn Höcke angewandt. Der Verfassungsschutz machte sich diese Sicht zu eigen und stufte den Politiker sowie die von ihm unterstützte Strömung innerhalb der Partei als extremistisch ein.

Manipulation führt zu Massenmord

Wie sich faschistisches Denken im Netz präsentiere, erläuterte Maik Fielitz, Mitautor des Buches „Digitaler Faschismus“. Waren in den 30er Jahren Presse, Radio und Wochenschau die Leitmedien des Faschismus, sorgten heute die Sozialen Medien für eine neue Art der Mobilisierung und Manipulation der Menschen. Im Netz verbreitete Untergangserzählungen zur „Überfremdung“ und die damit verbundene „Bedrohung“ des eigenen Volkes beeinflussten die Attentäter von Oslo/Utøya (2011), Christchurch (2019) und Hanau (2020).

Filterblasen begünstigen Radikalisierung

Die von Fake-Accounts massenhaft verbreiteten Unwahrheiten erzeugten das Gefühl, einer scheinbaren Massenbewegung anzugehören, warnte Fielitz. „Diese – etwa in Telegram-Gruppen – unwidersprochenen Untergangsszenarien können zu einer verzerrten Wahrnehmung der Welt führen, die eine Radikalisierung begünstigt“, sagte er.

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