Die Kommunistin Alexandra Kollontai

09. Juni 2024  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Kommunistin Alexandra Kollontai setzte sich für die Emanzipation der Frau ein und kritisierte die starre Bürokratie unter Lenin. Die 37. Folge des Theorie-Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit der ersten Ministerin der Welt.

Die Befreiung der Frau

In 14 Vorlesungen erläuterte Alexandra Kollontai 1921 an der Swerdlowsk-Universität Arbeiter*- und Bäuer*innen die „Situation der Frau in der gesellschaftlichen Entwicklung“. Dabei ging sie der Frage nach, wie sich die Frauen aus der Sklaverei von Familie und Patriarchat befreien könnten. Aus ihrer Sicht brauche es eine Besserstellung hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse, um produktives Arbeiten und Mutterschaft vereinbaren zu können. Beispielhaft dafür sei etwa die demokratische Mitbestimmung von Frauen und Männer im Arbeitsprozess, aber auch die Einrichtung staatlicher Volksküchen sowie eine flächendeckende Kinderbetreuung.

Die Sozialdemokratin

Kollontai wurde 1872 in St. Petersburg geboren. Ihr Vater war Mitglied im zaristischen Generalstab, die Mutter stammte aus Finnland. Schon früh bekam sie Privatunterricht und lernte Finnisch, Russisch, Französisch, Deutsch und Englisch fließend zu sprechen. 1893 heiratete sie gegen den Willen ihrer Eltern ihren Cousin. Als sie dem Ingenieur bei einer Betriebsbesichtigung begleitete, war sie von den dortigen Arbeitsverhältnissen der Menschen so erschüttert, dass sie sich seitdem mit marxistischer Literatur auseinandersetzte. 1898 beschäftigte sie sich in Zürich mit Wirtschaftswissenschaften und trat den Sozialdemokraten bei, wobei sie sowohl mit den Menschewiki wie auch den Bolschewiki zusammenarbeitete.

Erste Revolution

1905 nahm Kollontai an der Demonstration vor dem Winterpalast des Zaren teil, deren blutige Niederschlagung der Auslöser für die Erste Russische Revolution war. 1907 traf sie Clara Zetkin auf der Internationalen Frauenkonferenz in Stuttgart und trat der deutschen wie auch der französischen Sozialdemokratie bei. Bei Kriegsausbruch wurde sie kurzzeitig in Deutschland inhaftiert, gelangte jedoch über Dänemark und Schweden nach Norwegen. In einer mehrmonatigen USA-Reise warb sie dafür, dass die amerikanischen Arbeiter*innen sich nicht an dem imperialistischen Krieg beteiligen sollten.

Gegen Lenin

Nach der Februarrevolution kehrte sie nach Russland zurück, wo sie auf Bitten Lenins Kommissarin für Soziale Volksfürsorge wurde. Aus Protest gegen den harten Frieden von Brest-Litowsk trat sie jedoch wenige Monate später von ihrem Ministerinnen-Posten zurück. Stattdessen engagierte sie sich in der Arbeiter*innen-Opposition und kritisierte die Bürokratie der Partei innerhalb des Staatsapparats. Den parteilichen Karrierist*innen setzte sie starke Gewerkschaften entgegen. Ein daraufhin von Lenin initiierter Parteiausschluss scheiterte. Kollontai arbeitete bis 1945 als sowjetische Botschafterin in Norwegen, kehrte dann nach Moskau zurück, wo sie 1952 starb.

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