Warum autoritärer Populismus?

20. Januar 2024  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Trump-Anhänger*innen erstürmen am 6. Januar 2021 das US-Kapitol. (Wikimedia: TapTheForwardAssist, CC BY-SA 4.0)

Autoritäres Denken im linken Milieu und Kernthemen des rechten Populismus waren Schwerpunkte der Veranstaltung „Umkämpfte Demokratie“. Diese wurde von Medico International organisiert.

Eigene Selbstverwirklichung

Sie habe ihre Forschungen während der Corona-Pandemie unter sich als „links“ verstehenden Menschen gemacht, die bei Querdenker*innen-Demos autoritäre Konzepte vertraten, erklärte Carolin Amlinger. „Merkmale waren eine Abneigung von Sensibilität und die Hinwendung zu Esoterik“, nahm die Soziologin von der Universität Basel Bezug auf Adornos Studie zur „Autoritären Persönlichkeit“. So wandten sich die Leute, die sich selbst als libertär einstuften, gegen geschlechtersensible Sprache, lehnten jede Form von Autorität ab und sahen ihr Ziel in der eigenen Selbstverwirklichung.

Ohnmacht führt zu Ablehnung

Im Kapitalismus werde das Erfolgsversprechen oftmals nicht eingelöst, obwohl das Individuum doch hohe Investitionskosten getätigt habe, gab Amlinger zu bedenken. Die Folgen seien Frustrationserfahrungen und Ohnmachtsgefühle. „Der Einzelne rebelliert deshalb gegen die demokratische Gesellschaft“, führte sie aus. Bedeutsam seien auch persönliche biografische Brüche. „Ein sozial sehr engagierter Ingenieur entwickelte nach eigenen Abstiegserfahrungen eine starke Fremdenfeindlichkeit“, nannte sie ein Beispiel. Als Schuldige für seine Situation machte er nun die „Ausländer“ aus, die ihm den Arbeitsplatz weggenommen hätten.

Bieten Führer Lösungen?

Brigitte Bargetz nahm Bezug auf Stuart Hall, der in den 70er Jahren den autoritären Thatcherismus in Großbritannien erforscht hatte. Damals sei eine moralische Panik bei Sicherheit, dem traditionellen Familienbild und der sexuellen Liberalisierung erzeugt worden. „Multiple Krisen führen zu Verunsicherung, der mit dem Wunsch nach Handlungsfähigkeit begegnet wird“, erläuterte die Politikwissenschaftlerin der Wirtschaftsuniversität Wien. Autoritäre Führungen böten Lösungen an, die solch eine Handlungsfähigkeit scheinbar herstellten.

Autoritarismus der Mitte

Dass Autoritarismus auch in etablierten Demokratien erfolgreich sein könne, zeige das Beispiel von Sebastian Kurz in Österreich. Die gesellschaftliche Veränderung sei aus der Mitte der Gesellschaft, nicht von deren Rändern hervorgegangen, führte sie aus. Bedeutsam sei der Vorwurf, die politischen Eliten würden „das Volk“ nicht mehr repräsentieren. „Rechte Parteien wollen diese Leerstelle füllen“, erläuterte Bargetz die Beziehung von Partei und Volk.

Demokratie dauert

Welche Gemeinsamkeiten autoritäre Regime hätten, erläuterte Günter Frankenberg. Diese stärkten etwa die Exekutive und die Geheimdienste, während Kontrollinstanzen wie Verfassung, Parlament oder die freie Presse als hinderlich gesehen würden. „Es kommt zu einer direkten Kommunikation mit dem Volk“, sagte der Rechtswissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt.

Eine Abkehr der Bürger*innen von der Demokratie komme eventuell daher, dass Lösungsprozesse oft Jahre dauerten. Auch sei die parlamentarische Entscheidungsfindung wenig emotional, während populistische Parteien sofortige Lösungen versprachen und an die Gefühle der Wähler*innen, weniger an faktenbasierte Zusammenhänge, appellierten.

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