Frigga Haug: Linke Frauenpolitik

10. April 2024  Politik
Geschrieben von Kreisverband

Grafik: Rosa-Luxemburg-Stiftung

Mehr Zeit für Ehrenamt, Familie und Selbstentfaltung anstatt nur zu arbeiten ist die Forderung von Frigga Haug. Die 36. Folge des Theorie-Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit ihrem Buch „Die Vier-in-einem-Perspektive“.

Das Wörterbuch des Marxismus

Die 1937 in Mühlheim an der Ruhr geborene Frigga studierte und heiratete 1965 Wolfgang Haug, mit dem sie die Zeitschrift „Das Argument“ sowie das historisch-kritische Wörterbuch des Marxismus herausgab. Bis 2001 lehrte sie als Professorin für Soziologie an der Universität für Wirtschaft und Politik Hamburg und trat 2007 in Die Linke ein.

Mehrfache Ausbeutung

In ihrem Sammelband „Die Vier-in-einem-Perspektive“ argumentiert sie, dass der Mensch die 16 Stunden seiner verfügbaren Zeit in gleichen Teilen für Erwerbsarbeit, politische Arbeit am Gemeinwesen, Arbeit innerhalb der Familie sowie die eigene Persönlichkeitsentwicklung verwenden solle. Damit soll das Buch einen Neuanfang linker Frauenpolitik ermöglichen, da die weibliche Ausbeutung auch immer im familiären Rahmen gedacht werden muss. Früher wurde der Kampf gegen die soziale Ausbeutung meist von Männern geführt, jedoch gibt es neben der kapitalistischen Lohnarbeit auch die Verfügung des Mannes über die Frau, die scheinbare Trennung des Politischen vom Alltagsleben sowie das Ziel der eigenen Entfaltung.

Gewaltverhältnisse durchbrechen

Diese getrennt gedachten Bereiche versucht Haug mit ihrem ganzheitlichen Ansatz zu verbinden, so dass man mit Fug und Recht behaupten könne: „Das Private ist politisch.“ Sie lehnt es ab, die weibliche Hausarbeit als eine Art „Klassenbegriff“ für Frauen zu sehen und fragt sich stattdessen, wie eine gerechte Entlohnung aussehen könne. Zwar hätten Karl Marx und Friedrich Engels in Anlehnung an Charles Fourier die weibliche Emanzipation als Gradmesser einer gesamtgesellschaftlichen Befreiung gesehen. Jedoch sei dabei nie erklärt worden, wie dies aussehen sollte. Haug schreibt ebenfalls, dass Frauen ihre eigenen Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse durch ihr bestätigendes Handeln weiter reproduzierten. Wichtig sei, dass sie sich der Ausbeutung bewusst würden, um so diese Prozesse selbst zu verändern.

Gleichberechtigung fördern

Katja Kipping, frühere Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales (Die Linke) betonte die doppelte Ausbeutung von Frauen. Denn während in unserer Leistungsgesellschaft der Fokus auf die finanziellen Mehrwert bringende Güterproduktion gelegt wird, sei die Reproduktion von Leben etwas, was eher nebenher laufen solle. Eine Politik, die Sorge-Arbeit nähme, brauche auch andere Verkehrswege, besonders einen Ausbau des ÖPNV. Denn nur damit könnten sorgende und pflegende Menschen schnell von Zuhause zum Supermarkt, in den Kindergarten oder zu den kranken Eltern kommen. Um die Sorgearbeit gerecht zu verteilen, sollten staatliche Leistungen die paritätische Aufteilung zwischen den Erziehenden belohnen, forderte Kipping.

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