Wolfgang M. Schmitt: Arbeitskämpfe im 21. Jahrhundert

12. Januar 2024  Gesellschaft
Geschrieben von Kreisverband

Quelle: Die Linke

Die Krise des Kapitalismus und die Schlussfolgerungen für gewerkschaftliche Arbeiten waren Themen des Vortrags „Arbeitskämpfe im 21. Jahrhundert“ von Wolfgang M. Schmitt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der DGB-Jugend Niedersachsen.

Profite höher als Löhne

Der Kapitalismus der westlichen Industriestaaten befinde sich seit den 70er Jahren in einer Dauerkrise, bilanzierte der YouTuber Schmitt. Nur mit großer Not könnte die für das System unabdingbare Nachfrage hergestellt werden, um Wirtschaftswachstum zu generieren. „Bei Krisen geben die Kapitalfraktionen den Druck nach unten ab“, hielt er fest. Das merke man daran, dass es momentan den höchsten Reallohnverlust seit 2008 gäbe. Doch auch vor der Inflation seien die Profite deutlich schneller gestiegen als die Löhne.

Individuum statt Gemeinschaft

„Influencer*innen suggerieren, man muss nur ihrer Selfmade-Strategie nacheifern, um so erfolgreich zu werden wie sie“, sagte der Podcaster. In diesem Selbstbild stünde das Individuum, nicht aber die gewerkschaftliche Solidarität im Mittelpunkt, mahnte er an. Doch sei in Zeiten, wo rund 25 Prozent der Beschäftigten weniger als 14 Euro pro Stunde verdienten, gewerkschaftliches Handeln wichtiger denn je. Um diese Menschen vor der folgenden Altersarmut zu schützen, sollten die Arbeitnehmer*innen-Vertretungen auch einmal einen Mindestlohn von 18 Euro fordern. „Dann steigen die restlichen Löhne in Relation dazu auch“, führte Schmitt aus.

Wie ist Vermögen verteilt?

Staatlicherseits forderte er Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, da dies einen niedrigeren Mietspiegel bedeute. Das an der Miete gesparte Geld könne die Binnenwirtschaft ankurbeln, erläuterte er mit Blick auf die schwächelnde Nachfrage. Doch solle man nicht beim bloßen Konsumieren halt machen. „Man sollte sich bewusst machen, was in Deutschland verdient wird und wer es verdient“, sprach er die Schere zwischen Arm und Reich an. Auch solle man nachfragen, wie das erworbene Vermögen verteilt sei und was sich ändern müsste, damit es denen, die wirklich wenig hätten, etwas besser ginge.

Einwanderung führt zu Wohlstand

Die Menschen, die in guten Arbeitsverhältnissen lebten, wollten oftmals kein höheres Gehalt, sondern eine Arbeitszeitverkürzung. „Die 30-Stunden-Woche ist eine Form des Arbeitskampfes, auf den sich Gewerkschaften fokussieren können“, sagte Schmitt hinsichtlich dieses Personenkreises. Neben kürzerer Arbeitszeit bräuchte es ebenfalls dringende Maßnahmen gegen den Klimawandel und eine offenere Flüchtlingspolitik, da Einwanderung nachgewiesenermaßen zu mehr Wohlstand führe. „Wenn der Druck groß genug ist, sind 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr kein Problem“, wies er auf das Sondervermögen im Verteidigungshaushalt hin. In sozialen Bereich sei seitens der Politik aber noch kein solcher Druck spürbar, bilanzierte er.

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