Der Globale Süden braucht Gerechtigkeit

16. August 2023  Global
Geschrieben von Kreisverband

Carolina Alves beim Start des ersten Nord-Süd-Dialogs (Quelle: Rosa-Luxemburg-Stiftung)

Eine Abkehr vom kolonial geprägten Kapitalismus hin zu einem ökologischen Umbau,der auch ärmere Länder mit einschließt, wünscht sich Carolina Alves. Die assoziierte Wirtschaftsprofessorin aus Cambridge sprach auf dem Süd-Nord-Dialog in Brüssel.

Energiewende ist neuer Kolonialismus

Für die angestrebte Dekarbonisierung der weltweiten Wirtschaft würden Unmengen an Mineralien benötigt, erinnerte Alves. „Die Lieferkette von Kupfer, Kobalt und Lithium geht von den Ländern der Peripherie wie Chile oder Bolivien ins Zentrum – die Vereinigten Staaten“, beschrieb sie den Rohstoffabbau und die tatsächliche Montage eines elektrischen SUVs. Die einseitigen Warenströme seien geprägt von Kolonialismus, Imperialismus und Überausbeutung. „Der Ökozid hat [neben der Zerstörung der Umwelt in den südamerikanischen Regenwäldern,] die Vertreibung indigener Völker zur Folge“, ergänzte sie.

Ökologische Transformation statt Zinstilgung

Stattdessen brauche es einen sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft, die niemanden, auch nicht die armen Staaten, zurücklässt. Denn diese müssten das Vierfache als Zinszahlungen zur Schuldentilgung aufbringen, als sie benötigten, um ihre Industrie CO2-neutral zu gestalten. „In der Dollar-Hegemonie kann es keine Gerechtigkeit geben“, hielt die Wissenschaftlerin fest. Denn hohe Wechselkurse für arme Länder bedeuteten gleichzeitig Spekulation, Kapitalgewinne und hohe Rendite für reiche Unternehmen und Staaten. Dieses Geld bräuchte man jedoch so dringend für die anstehende Transformation weg von Öl und Gas.

Freier Markt braucht klare Schranken

Sie rief das Verhalten der reichen Industriestaaten während der Pandemie in Erinnerung, während der Millionen von Corona-Impfdosen nach den Kriterien des freien Marktes vorbestellt wurden – der globale Süden ging leer aus. Nachdem diese Krise überstanden schien, sorge der russische Angriffskrieg in der Ukraine für steigende Getreidepreise und Hunger in vielen Regionen.

Kritik richtete Alves auch gegen die von großen Technologiekonzernen vorangetriebene Digitalisierung in Kenia oder Uganda. „Hier werden die persönliche Daten der Bürger*innen an die Unternehmen weitergegeben“, warnte sie vor den Folgen unzureichender Datenschutzrichtlinien. Auch das private Gewinnstreben von Tech-Firmen müsse sich im Rahmen eines fairen digitalen Wandels ändern.

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